Der untreue Gefährte von Jemens Präsident

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General Ali Mohsen, ein alter Vertrauter von Jemens Präsident Saleh und wichtige Stütze des Regimes, hat sich auf die Seite der Demonstranten gestellt.

Porträt des Tages

Es waren ungewöhnliche Worte für einen, der es gewohnt ist, nicht gerade zimperlich für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er, General Ali Mohsen al-Ahmar, habe sich entschieden, die Demonstranten im Zentrum der jemenitischen Hauptstadt Sanaa zu schützen, ja, er sympathisiere gar mit ihren Zielen, verkündete der hochrangige Armeefunktionär zu Wochenbeginn. Zugleich warnte er vor der Gefahr eines Bürgerkriegs. Ali Mohsen, bislang eine der wichtigsten Stützen des Regimes von Jemens Langzeitpräsident Ali Abdullah Saleh, hat offen gegen diesen Stellung bezogen. Es wäre nicht das erste Mal, dass er, der Halbbruder Salehs, als dessen möglicher Nachfolger gehandelt wird – neben Salehs Sohn Ahmed, dem Kommandanten der Republikanischen Garde. Ali Mohsen selbst hat das bisher stets ausgeschlossen. Im Tumult der Proteste könnte er nun die Chance auf eine rasche Machtergreifung wittern.

Es wäre eine Palastrevolte unter alten Kampfgefährten: Denn Ali Saleh und Ali Mohsen verbindet weit mehr als nur der gemeinsame Vorname. Mohsen kämpfte schon in den Siebzigerjahren als Kommandant an der Seite Salehs, als dieser sich nach der Machtergreifung im Nordjemen 1978 zum Präsidenten ausrufen ließ. 1990 erreichte Saleh die Vereinigung von Nord- und Südjemen.

Salehs Waffen(halb)bruder ist in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht als jener Verfechter von Demokratie und Rechtsstaat aufgefallen, als der er sich jetzt präsentiert: Im Norden kämpfte er – teils mithilfe militanter Islamisten – gegen die schiitischen Houthi-Rebellen. Mohsen soll zudem über gute Beziehungen zum saudiarabischen Herrscherhaus verfügen. Die Unterstützung seiner Einheiten ist ihm jetzt schon gewiss. som

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2011)

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