Corrado Passera, der Chef der Großbank Intesa Sanpaolo, wird als Superminister zur Nummer zwei der Regierung Monti.
Porträt des Tages
Er gilt als Italiens Mann für hoffnungslose Fälle: Wenn sich ein Unternehmen mit großer Vergangenheit die Zukunft verbaut hat, dann hilft nur noch Corrado Passera. Der hagere Asket riss bei Olivetti das Ruder herum. Er verwandelte die italienische Post aus einer kafkaesken Trutzburg der arbeitsscheuen Beamten und der verschwundenen Briefe in ein gewinnbringendes Unternehmen. Und er machte ein chaotisches Bankenterzett unter dem Sammelbegriff Intesa zu einem so attraktiven Institut, dass er es Ende 2006 mit Sanpaolo zum zweitgrößten Geldhaus des Landes fusionieren konnte. Jetzt aber steht der 56-Jährige vor dem schwierigsten Sanierungsfall seiner Karriere: Als Superminister in der Expertenregierung von Mario Monti soll er der wirtschaftlichen Entwicklung, der Industrie und der Infrastruktur Italiens auf die Beine helfen – und so die richtigen Impulse für ein Wachstum setzen, ohne dass alle Sparbemühungen nicht fruchten können.
Als Sohn einer Hoteliersfamilie am Comersee geboren, studierte Passera an der Manager-Kaderschmiede Bocconi in Mailand, machte seinen Master in den USA und verdiente sich seine Sporen bei der Unternehmensberatung McKinsey. Nüchtern soll er sein, beharrlich und pragmatisch. So unterstützte er den linken Premier Prodi, verscherzte es sich aber auch mit Berlusconi nicht. Zuletzt wurde er als Nachfolger von Finanzminister Tremonti gehandelt. Dieses Amt hat sich Monti nun selbst umgehängt. Einen Chef über sich zu haben, daran muss sich der Wunderheiler Passera wohl erst wieder gewöhnen. gau
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2011)