S&P-Europachef Moritz Kraemer ist ein ausgezeichneter Verteidiger.
Wenn es so etwas wie ein Gesicht für das Überbringen von schlechten Nachrichten gibt, dann ist es wohl jenes von Moritz Kraemer. Der Europachef der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) musste schon im vergangenen Jahr die Entscheidung, warum S&P die Ratings einiger Länder herabgestuft hat, öffentlich verteidigen.
Dabei ging der Ökonom, der in Göttingen über Wirtschaftsreformen in Mexiko promoviert hatte, geschickt vor: Souverän gab er unzählige Interviews, sprach in einfachen Worten und versuchte, keine Zweifel an den S&P-Urteilen aufkommen zu lassen. Auch hinter den Kulissen gilt Kraemer, der seit zehn Jahren für S&P arbeitet, als Mann für lösungsorientiertes Arbeiten. Sachlich und emotionslos soll er Urteile treffen. Dann zieht er sie knallhart durch. Diese Fähigkeiten wird er weiterhin brauchen: Weitere schlechte Nachrichten kommen bestimmt. win
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2012)