Die WU hat Franz Hörmann suspendiert.
Franz Hörmann hat den Bogen öffentlicher Meinungsäußerung für einen Wirtschaftsprofessor schon lange sehr stark gedehnt – jetzt hat er ihn überspannt: Gestern, Donnerstag, gab die WU Wien, wo Hörmann Unternehmensrechnung lehrte, seine vorläufige Suspendierung und die Einbringung einer Strafanzeige bekannt. Der Auslöser, Hörmanns „zweifelhafte Aussagen über den Holocaust“, ist nur die Spitze eines Eisbergs aus umstrittenen Standpunkten, der sich unter der seriösen Oberfläche des Professors formiert hat.
Da wäre zunächst das Interview mit WU-Studenten, in dem Hörmann die Existenz von Gaskammern relativiert haben soll – seine Reaktion, in der er meint, von NS-Massenvernichtungslagern nur als Zeitzeuge sicher wissen zu können, macht klar, worum es ihm geht: um provokative Wortklaubereien, um eine Diskussion des Verbotsgesetzes, das „Missverständnisse“ fördert, wie er sagt. Dabei gab es in der Wahrnehmung Hörmanns vor allem ein Missverständnis: dass er „nur“ ein neues Wirtschaftssystem anstrebt. Dieses Ziel wird immer fragwürdiger, trotz Engagements bei Occupy Austria und Parteigründung. In einer Welt, in der Hörmanns Lehren funktionieren, müsste neben Shoah-Zweiflern auch anderes Platz haben, etwa Aliens: In einem YouTube-Video nennt Hörmann eine geldlose Welt die Probe für den Kontakt mit „höher entwickelten“ Kulturen, die uns „schon lange beobachten“. maki
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2012)