Der Schlächter von Libyen

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Gaddafis brutaler Ex-Geheimdienstchef wurde in Mauretanien gefasst.

Er galt als einer der brutalsten Männer des untergegangenen Terror-Regimes in Libyen, war monatelang auf der Flucht und wurde vom Internationalen Strafgerichtshof gejagt: Abdullah al-Senussi, zuletzt Chef des Geheimdienstes und rechte Hand von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi, sitzt nun hinter Gittern. Der „Schlächter von Libyen“, wie ihn das Volk nannte, wurde am Wochenende auf dem Flughafen der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott festgenommen.

Der Strafgerichtshof in Den Haag beschuldigt den Schwager Gaddafis, bei der Bekämpfung des libyschen Aufstandes im Frühjahr 2011 „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ begangen zu haben. Der heute 62-Jährige soll mit seinen Todesschwadronen Hunderte von Menschen getötet, verletzt und verhaftet haben. Während des Aufstandes hatten Gaddafis Scharfschützen in den Städten Bengasi, Misurata und Tripolis wahllos Demonstranten erschossen. Viele Oppositionelle wurden verschleppt und sind bis heute verschwunden.

Seine Blutspur reicht aber sehr viel weiter zurück: So soll er 1996 die Erschießung von 1200 politischen Gefangenen in einem Gefängnis in Tripolis angeordnet haben.

Nicht nur das Haager Tribunal will dem „Schlächter von Libyen“ den Prozess machen: Libyens Übergangsrat fordert von Mauretanien die Auslieferung des Ex-Geheimdienstchefs. Aber auch die Regierung in Paris verlangt die Übergabe Senussis: Er gilt als einer der Verantwortlichen für den Anschlag auf ein französisches Verkehrsflugzeug, das 1989 über dem afrikanischen Staat Niger explodierte. Damals starben alle 170 Insassen. Ein Gericht in Paris hatte Senussi in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. r.s.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2012)

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