"Versteckt sich ein Jude, gehe hin und töte ihn!"

Der tschechische Staatspräsident Zeman behauptet einen direkten Zusammenhang zwischen dem Islam und antisemitischen Verbrechen. Ausgesprochen mutig!

Wenn wieder einmal im Namen der Religion des Friedens ein kleines Massaker verübt wird, wie jüngst im Jüdischen Museum von Brüssel, dann pflegt die veröffentlichte Meinung pflichtschuldigst zwischen „Islam“ und „Islamismus“ oder auch „radikalem Islamismus“ zu unterscheiden.

„Islam“, das ist der harmlose Glaube des netten türkischen Gemüsehändlers von nebenan, „Islamismus“ hingegen eine mörderische Ideologie, die aus einem behaupteten Missbrauch des Islam entstanden ist, und die beiden haben nichts miteinander zu tun. Umso bemerkenswerter war, dass unlängst der (sozialistische) tschechische Staatspräsident, Miloš Zeman, genau diese rituelle Trennung zwischen Religion und ihrer angeblichen Entartung öffentlich verweigerte. Nach dem Terroranschlag in Brüssel meinte er: „Ich lasse mich nicht von Erklärungen beruhigen, dass es sich nur um kleine extreme Gruppen handelt. Ich vermute im Gegenteil, dass diese Xenophobie und, sagen wir, dieser Rassismus oder Antisemitismus aus den eigentlichen Grundlagen der Ideologie hervorgehen, auf die sich diese fanatischen Gruppen stützen. Und erlauben Sie, dass ich als Beweis dieser Behauptung einen der heiligen Texte zitiere: ,Der Baum ruft, hinter mir versteckt sich ein Jude, gehe und töte ihn. Der Stein ruft, hinter mir versteckt sich ein Jude, gehe und töte ihn.‘“ (Rede am 26. Mai zur Feier des Unabhängigkeitstages des Staates Israel im Prager Hotel Hilton).

Man kann Zeman nicht anders verstehen als: Nicht der radikale Islamismus von ein paar Spinnern mit Sprengstoff ist das Problem, sondern der Islam als solcher neige zu Rassismus und Antisemitismus und bilde damit zumindest indirekt das Fundament für Gewalt und Terror.

Der tschechische Präsident wäre gut beraten, jetzt seinen Personenschutz zu verdreifachen. Denn wer solche Behauptungen aufstellt, hat gute Chancen, die Vorstellungen mancher einschlägiger Kreise von Meinungsfreiheit hautnah kennenzulernen. Der deutsch-ägyptische Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samad etwa wird massiv mit dem Tod bedroht, seit er bei einem Vortrag in Kairo 2013 auf Parallelen zwischen dem Islam als ganzheitlicher religiöser Ideologie und dem europäischen Faschismus des 20.Jahrhunderts hingewiesen hatte und dafür den Ausdruck „Islamofaschismus“ geprägt hat; inhaltlich also nicht unähnlich der Argumentation des tschechischen Staatschefs. Seither muss das deutsche Innenministerium den Wissenschaftler von Bodyguards vor besonders entschlossenen Anhängern der Religion des Friedens beschützen lassen.

So dumm, faktenwidrig und unzulässig es ist, die einzelnen Anhänger irgendeiner Religion pauschal des Rassismus, der Xenophobie oder der Gewaltbereitschaft zu bezichtigen, so legitim muss es freilich sein, einzelne Religionen auf allfällige diesbezügliche Problemzonen hin zu untersuchen. Muslime, die bereits die Frage, ob die Theorie und Lebenspraxis des Islam antisemitische Tendenzen aufwiesen, als islamophob denunzieren, erweisen der Akzeptanz ihrer Religion jedenfalls keinen guten Dienst.

Dass dem Islam antisemitische und faschistoide Tendenzen innewohnen, belegt Abdel-Samad in seinem lesenswerten Buch „Der islamische Faschismus“ recht beeindruckend – und stützt damit Zemans Behauptung. Schon der Ur-Islam sei von seinem Begründer mit einigen Charakteristika faschistischer Bewegungen ausgerüstet worden. Etwa, indem er „von seinen Anhängern unbedingten Gehorsam verlange, keine abweichenden Meinungen dulde und nach Weltherrschaft strebe“. Und niemand Geringerer als der Religionsgründer selbst habe den Hass gegen die Juden zum integrierenden Bestandteil seiner Ideologie gemacht, beweist Abdel-Samad, unter anderem mit dem von Zeman vorgetragenen Zitat „...versteckt sich ein Jude, gehe hin und töte ihn“.

Zeman hat sich übrigens ausdrücklich geweigert, sich für seine Rede zu entschuldigen. Und das ist gut so!

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2014)

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