Stoppt endlich die Verhandlungen über das Lehrerdienstrecht!

Stoppt endlich Verhandlungen ueber
Stoppt endlich Verhandlungen ueber Fabry
  • Drucken

Jedes denkende Gemüt weiß, dass die beteiligten Insider aus Parteien und Sozialpartnern keinen sinnvollen Beitrag zum Thema Schule leisten können.

Fleischhacker am Montag

Angeblich war es die 33.Verhandlungsrunde zwischen den Vertreterinnen der Republik (in unterschiedlichen Zusammensetzungen agieren Beamtenministerin, Finanzministerin, Bildungsministerin) und der Lehrergewerkschaft, die am Samstag ohne Einigung zu Ende ging. Die Beamtenministerin, die unbedingt vor Schulbeginn zu einer Einigung kommen will, obwohl dieser Termin für die legislative Umsetzung einer allfälligen Einigung vollkommen irrelevant ist, warf den Lehrervertretern einen Zickzack-Kurs vor.

Den Gesellschaftsspalten der Sonntagszeitungen entnehme ich, dass auch der frischgebackene Träger des Großen Staatspreises, der Bildhauer Erwin Wurm, in Gegenwart der ihm den Preis verleihenden Bildungsministerin Kritik an der Trägheit der österreichischen Lehrer und ihrer gewerkschaftlichen Vertretung geübt hat. Kritik an den Lehrern und an der Lehrergewerkschaft ist derzeit wohlfeil, sie sind zur Verkörperung der Reformunwilligkeit geworden.

Sie, vor allem die Gewerkschafter, haben sich das redlich verdient, weil von ihnen schon lange nicht mehr Antworten auf die Frage gegeben werden, wie ein zeitgenössischer Unterricht aussehen könnte und sollte. Die Lehrervertreter sind mitverantwortlich dafür, dass es in der so genannten österreichischen Schuldebatte nicht um die Schüler und ihre Bedürfnisse geht, sondern, wie auch in den gegenwärtigen Verhandlungen, um besoldungsrechtliche Fragen unter besonderer Berücksichtigung der Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass jene zwei Stunden, um welche die Unterrichtsverpflichtung künftig erhöht werden soll, durch Tätigkeiten abgedeckt sind, die auch jetzt schon ausgeübt werden.

Was der ganze Zirkus soll? Das neue Lehrerdienstrecht gilt als Voraussetzung dafür, dass man die Gesamtschule umsetzen kann – keine Unterschiede mehr in der Entlohnung von Hauptschul- und Gymnasiallehrern–, und die Gesamtschule ist in den Augen der Bildungsministerin die Voraussetzung dafür, dass endlich alles gut wird. Das ist zwar ziemlich sicher falsch und zeigt nur, wie sehr die SPÖ noch immer daran glaubt, dass die Zukunftschancen einzelner Menschen durch zentrale Steuerung verbessert werden können. Aber immerhin hat die SPÖ eine Vorstellung.

Die ÖVP hat das nicht, die hat nur ein Problem. „Ihre“ Beamtengewerkschaft steht derzeit öffentlich nicht so besonders gut da, das könnte bei der Herbstwahl Stimmen kosten, weshalb die SPÖ-Ministerinnen ohne jeden sachlichen Grund so auf die Tube drücken. Außer den Beteiligten und ihren engsten Verwandten hält in diesem Sonnensystem kaum noch jemand die sinnfreien Rituale, die da seit Wochen und Monaten heruntergespult werden, für Politik.

Anhand der Bildung zeigt sich, wie massiv das österreichische Insidersystem aus Parteien und Sozialpartnern während der vergangenen Jahre an die Wand gefahren ist. Jedes denkende Gemüt weiß, dass Frau Schmied, Herr Kimberger, Frau Heinisch-Hosek, Herr Neugebauer und Frau Fekter nicht annähernd dazu in der Lage sind, einen sinnvollen Beitrag zur Verbesserung des österreichischen Bildungssystems zu leisten.

Sie sollten nicht nur ihre unnötigen Verhandlungen über unnötige Details sofort abbrechen. Man sollte ihnen das Thema Schule vollständig aus der Hand nehmen. Jede zufällig zusammengestellte Gruppe von 20 Bürgern kann das besser.

Zum Autor:


Reaktionen senden Sie bitte direkt an: office@michaelfleischhacker.at Michael Fleischhacker (*1969) arbeitete als
Journalist bei der
„Kleinen Zeitung“ und beim „Standard“, ab 2002 bei der „Presse“.
Von 2004 bis 2012 Chefredakteur der „Presse“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.