Was einen erfolgreichen Unternehmenschef ausmacht

Das neueste „Harvard“-Ranking der CEOs zeigt, dass nicht die Höhe der Bezahlung das entscheidende Kriterium ist, sondern die Effektivität für ihr Unternehmen.

Wer sind die besten CEOs der Welt, wie sind sie das geworden, und was zeichnet sie aus? Wichtige Hinweise dazu gibt die jeweils mit Spannung erwartete Wahl der „Harvard Business Review“ für 2014, welche soeben erschienen ist.

Beliebt sind solche Rankings in Österreich und Europa ja nicht gerade. Hierzulande wird Performance mitunter noch verächtlich als Strebertum abgetan. Für all jene, die nicht darauf hoffen, dass die Arbeitswelt in Österreich für immer eine Insel der Seligen bleiben wird, zeichnen sich einige wichtige Trends ab. Allen voran ist bei der Harvard-Universität, der US-amerikanischen Elite-Kaderschmiede der Wirtschaftsführungskräfte, die Höhe der Bezahlung nicht das entscheidende Kriterium für eine Reihung. Wäre dies so, dann wären die amerikanischen CEOs uneinholbar: Die ersten zehn der bestverdienenden Konzernführer sind allesamt US-Amerikaner. Angeführt wird diese Liste von Robert Iger, dem CEO von Walt Disney, mit einer Jahresgage von über 34 Millionen Dollar.

Gemessen wurde jedoch vor allem die Effektivität der CEOs für ihr Unternehmen, das heißt Gewinne für deren Aktionäre zu erwirtschaften, und das über einen längeren Zeitraum. Auch in diesem Fall gibt es dazu üblicherweise in Europa einen Aufschrei der Empörung, zumal hier noch immer die Vorstellung von einer Trennung zwischen den bösen Aktionären, sprich Kapitalisten, und den ausgebeuteten Arbeitnehmern vorherrscht.

Tatsächlich sind in unseren Breiten nur circa 15 Prozent der Menschen Teilhaber von Aktiengesellschaften, sprich Aktionäre, während es in den USA ungefähr 56 Prozent sind. Da ist die Identifikation natürlich eine ganz andere.

Berücksichtigt wurde also nicht nur die Nachhaltigkeit der Performance und der Verdienst, sondern auch eine Reihe anderer Faktoren der Management-Qualitäten. Sieger ist 2014 wieder Jeffrey Bezos, der Gründer und CEO von Amazon, und es werden ihm vor allem folgende Qualitäten zugeschrieben: Amazon sei das am stärksten konsumentenorientierte Unternehmen der Welt, Bezos würde unerbittlich und erfolgreich den Druck der Wall Street ignorieren, damit auch eine ständige Berg- und Talfahrt des Aktienkurses seines Unternehmens hinnehmen, und er habe sich schließlich ohne Ausgaben für Werbung und Public Relation größtes Ansehen erworben.

Auf den weiteren Plätzen folgen überwiegend Amerikaner, die allenfalls in Großbritannien oder Kanada geboren sind. Einzige Ausnahme unter den Top-Ten-CEOs ist der Däne Lars Rebien Sørensen, Chef des Pharmakonzerns Novo Nordisk. Erfreulicherweise werden in der Managementwelt die Soft Skills immer öfter berücksichtigt, sprich: Authentizität, Integrität, gesellschaftliche Verantwortung und dergleichen. Reiht man die CEOs bzw. deren Unternehmen nach deren gesellschaftlichem Ansehen, dann sind gleich sieben der zehn topgereihten Konzerne in Europa ansässig – angeführt von Volkswagen unter der Führung von Martin Winterkorn.

Hinsichtlich des Frauenanteils sieht es weiterhin stockdunkel aus: Gerade einmal zwei Frauen haben es in die Top 100 geschafft – beide sind Amerikanerinnen. Immerhin ist eine davon, Carol Meyrowitz, CEO des Einzelhandelskonzerns TJX, mit einem Jahresgehalt von knapp über 20 Millionen US-Dollar die Nummer zehn der weltweit bestverdienenden Firmenchefs. Eine wichtige Information für alle jene, die eine Karriere als Führungskraft anstreben: 29 der Top-100-CEOs sind im Besitz eines MBA-Abschlusses, vornehmlich einer der Eliteuniversitäten der USA. Fast ebenso viele, nämlich 24, haben jedoch erstaunlicherweise einen technischen Abschluss.

Die Hypothese: Ein Technikstudium würde eine praktische und pragmatische Orientierung vermitteln, und diese ist durchaus sehr gefragt, wenn es nicht gerade um ein Unternehmen aus der Mode- oder Werbebranche geht.

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Zum Autor:

Mag. Martin Engelberg ist Psychoanalytiker, geschäftsführender Gesellschafter der Vienna Consulting Group, Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien und Herausgeber des jüdischen Magazins „NU“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2014)

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