Quergeschrieben

Was Pokémon Go und die Wiener Festwochen gemeinsam haben

Komplizierte Zusammenhänge möglichst fremdwortfrei zu erklären sei die Kunst des Qualitätsjournalismus: ein Leitsatz des Paradejournalisten Thomas Chorherr.

Voriges Jahr konnte man sich bei der Lektüre des Wiener Festwochenprogrammhefts wenigstens noch schlapplachen, weil derart hochgeschwollen über niederschwellige Theaterformen geschwurbelt wurde. Und heuer? Haben die Kuratorinnen und Kuratoren brav die Trendränder und Subversivzentren nach Kraut und Rübigem abgegrast, haben Wien, wenn schon nicht zur hochkarätigen Theaterkunstmetropole, so zumindest zum bemühten Avantgarde-Dörfl gemacht und ihr Programm (sowie das dazugehörige Heft) mit einem neuen Begriff geflutet: immersiv. Immersiv? Ja, immersiv. So sexy, trendy, cool, so in und so mega.

Immersiv ist das neue interaktiv. Nein, mehr als das. Interaktiv war, immersiv ist. Immersiv ist mindestens die Zehnerpotenz von performativ, kontextuell, kurativ, installativ, diskursiv, induktiv, konzeptuell, antikonform, normativ, degenerativ, integrativ, subsidiär, invers, affirmativ, erosiv (Fortsetzung nach Belieben). Immersiv also, das einverleiben sich die teils bildungsfern und sprachdefizitär aufgewachsenen Burschen und Mädchen, die man eigentlich niederschwellig für Kunst begeistern will, urgut; Heast, gemma immasiv. Wo? Gösserhalle. Klingt verführerisch. Echt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.