Quergeschrieben

Liebe Deutsche – wo ihr jetzt seid, sind wir Österreicher schon lange

Interessant zu beobachten, wie im Umgang mit den erstarkenden Rechtspopulisten dieselben Anfängerfehler gemacht werden wie einst in Österreich mit Jörg Haider.

Selten kommt es vor, dass Österreicher sich als Trendsetter fühlen. Was den Umgang mit Rechtspopulismus betrifft, dürfen wir das. Mit Jörg Haider waren wir da ganz vorn mit dabei. Unsere deutschen Nachbarn hingegen sind Spätzünder. Erst dreißig Jahre nach uns sind sie erstmals mit einer starken rechtspopulistischen Kraft konfrontiert; stehen sie vor jenem tückischen, rutschigen, unsicheren Terrain, das uns seit Jahrzehnten vertraut ist. Man kann auf diesem Terrain viele Fehler machen – die meisten davon haben wir gemacht, einige gleich mehrmals. In diesen Tage können wir, erste Reihe fußfrei, zuschauen, wie die Deutschen hier ihre ersten Schritte ausprobieren, forsch die einen, zaghaft die anderen. Man empfindet dabei ein gewisses Déjà-Vu.

Erstens: Die Unsicherheit beginnt bei der Frage, ob man mit AfDlern überhaupt reden dürfe. Was man bloß sagen solle, wenn einer in der Bundestags-Cafeteria neben einem sitzt? Was tun, wenn einer in der Fußballmannschaft mitspielen will? Darf man mehr als „Guten Tag“ sagen – oder nicht einmal das? Nur ja nicht anstreifen, mit denen reden wir gar nicht – das war auch gegenüber FPÖlern lange die Losung. Unvergesslich die EU-Gipfel nach der FP-Regierungsbeteiligung, bei denen alle den freiheitlichen Vertretern so weiträumig auswichen, als hätten sie eine ansteckende Krankheit. Gebracht hat das gar nichts. „Wir werden ausgegrenzt, das ist unfair“, lautet der weinerliche Sermon der Rechtspopulisten, der damit permanent bekräftigt wird.

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