Randerscheinung: Drei Buben

Neulich bin ich wieder einmal nach meinen Kindern gefragt worden, also ob, wenn ja, wie viele und vor allem, welche Sorte.

Auf die recht kurze Antwort "Drei Buben" erfolgt dann eigentlich immer und auch diesmal wieder dieselbe Reaktion. Das Gegenüber wird eine Nuance blasser, der Blick wird mitleidig oder schadenfroh (je nachdem, wie einem der Fragesteller gesinnt ist), und dann kommt ein Satz, der von Fall zu Fall zwar variiert, aber im Grunde das Gleiche meint: Die arme Mutter!!! Ja, mit drei Rufzeichen. Das ist natürlich für den armen Vater auch nur bedingt schmeichelhaft. Zum einen suggeriert diese Einstellung, der eine (in Bezug auf Kinder leider unvermeidliche) Mann daheim sei eh schon Zumutung genug, drei weitere von der Sorte aber schlicht und ergreifend nicht zu ertragen. Dazu kommt der latente, rein biologisch ja zutreffende Vorwurf, man sei als Vater für das Geschlecht des Nachwuchses verantwortlich, habe also die arme Frau in diese unmögliche Situation gebracht.

Gleich doppelt quasi. Wie es aber ist, sich seine Frau mit drei so besitzergreifenden Wesen teilen zu müssen, das interessiert da draußen niemanden. Die nächste Frage, die dann übrigens verlässlich folgt, ist die nach dem Alter. "Die sind 19, 15 und sechs Jahre", sage ich und hole mir routiniert das verlässlich mitgelieferte Kompliment ab. "Was? Sie haben schon einen 19-jährigen Sohn? Wie geht sich denn das aus?" Was natürlich nur die Frage verstecken soll, die sich dem Gegenüber viel mehr aufdrängt, die es sich aber aus Höflichkeit verkneift: "Was? Sie haben noch einen sechsjährigen Sohn? Aber doch sicher nicht mit derselben Frau." Das Gespräch ist dann bald zu Ende gegangen. Das nächste Mal sage ich einfach, ich habe drei Mädchen. Bin gespannt, was man da so zu hören bekommt.

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