Hypo-Überdruss und falsche Töne

Eine Art Erschöpfungszustand der Abgeordneten beim Thema Hypo/Heta war zu Beginn der Sondersitzung des Nationalrats am Mittwoch zu diagnostizieren. In welchem Zustand die Tonanlage an diesem Tag war, konnte nicht eruiert werden. In einem schlechten jedenfalls.

Der Sondersitzung des Nationalrates am Mittwoch war es anzumerken: Kaum ein Redner oder eine Abgeordnete konnte verbergen, dass das Thema Hypo-Desaster irgendwie ausgereizt ist – inklusive Bundeskanzler Werner Faymann in seinem eher unspektakulären Bericht an das Plenum.  So „Sonder“ konnte diese Sitzung gar nicht sein, dass vor allem den ersten Vertretern der Regierungspartei irgendetwas Neues oder Originelles dazu eingefallen wäre.

Bei Finanzminister Hans Jörg Schelling durfte man raten, ob er – gekonnt ist gekonnt – einfach als guter Verkäufer seiner Entscheidungen auf der Regierungsbank stand oder doch auch noch genügend Adrenalin zur Verfügung hat. Er ist auch, wie er selbst betonte, erst etwas über sechs Monate im Amt und daher nicht so Hypo-verbraucht  wie die meisten Abgeordneten nach fünf Jahren. Allerdings erinnerte er ein wenig an den Slogan von Schwarz-Blau „speed kills“, indem er die Entscheidung, der Hypo-Abbaubank Heta kein Geld mehr zukommen zu lassen, so zusammenfasste: „Wir haben rasch entschieden, wir haben richtig entschieden.“  Wahrscheinlich wurde bei Schwarz-Blau auch rasch entschieden, die Augen vor den Vorgängen in Kärnten zu verschließen, aber richtig war es nicht, wie wir heute wissen.

Offensichtlich war es ohnehin nicht so wichtig, was wer sagt, denn der Nationalrat hatte in diesen Vormittagsstunden des Mittwoch ein massives Akustikproblem. Entweder waren die Lautsprecher falsch eingestellt oder die Mikrofone oder beide. Jedenfalls waren die Töne falsch. Und das Parlamentspersonal, darauf aufmerksam gemacht, kam mit der Rückmeldung: Die haben gesagt, sie können es jetzt nicht anders steuern. Die, so kann man annehmen, waren die Tontechniker. Jetzt nur keine Panik. Allein, wenn man im Parlament nicht einmal die Tonanlage bei einer so wichtigen Sitzung richtig hinkriegt . . .

Die Hypo-Erschöpfung jedenfalls war vor allem den Hauptrednern jener zwei Parteien anzumerken, die diese Sondersitzung verlangt hatten. Bei FPÖ-Chef Heinz Christian Strache konnte man fast mitreden, so oft hat er schon von sich gegeben, was er am Mittwoch wiederholte (was übrigens auch für SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer galt). Das überraschte eigentlich, denn bei Einberufung einer Sondersitzung könnte man auch eine dem Anlass entsprechende Rede erwarten. In einem aber hatte Strache recht: Die Regierung hätte von sich aus dem Nationalrat über die weitreichenden Entscheidungen des Finanzministers und über die Zustimmung der Regierung dazu berichten sollen. 

Noch mehr aber überraschte Grün-Hauptredner Werner Kogler, von dem einige rhetorische Feuerwerke in Richtung Hypo Alpe Adria in Erinnerung sind. Mochte er sich in dieser Sondersitzung selbst nicht mehr über die Hypo reden hören? Oder täuschte der Eindruck und er einfach nur schlecht drauf. Oder die schlechte Tonanlage störte seinen Redefluss.

Aber man soll nicht ungerecht sein. Einen rhetorischen Höhepunkt gab es schon auch. Die geschäftsführende Klubobfrau des Team Stronach, Waltraud Dietrich,  meinte nämlich zur Hypo: „Der Schaden ist so groß, da kann man sich nicht freuen“.  Es war alles gesagt.

Wenn nicht, war's die Akustik!

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