Stadtplan: David und Bill

Sinnvolles kann man in Afrika tun – oder auch direkt um die Ecke.

Bill tut es, und David demnächst auch. Wenn ihr Verhalten viele Nachahmer findet, wird die Welt bald besser aussehen.

Bill heißt Gates mit Nachnamen. Er ist einer der reichsten Männer der Welt und findet, es sei schädlich, seinen Kindern zu viel zu vererben. Deswegen hat er die größte gemeinnützige Stiftung der Welt gegründet, sie mit über 35 Milliarden Dollar dotiert und hat sich zum Ziel gesetzt, die Malaria auszurotten, an der jährlich zehntausende Menschen in armen Ländern elend zugrunde gehen.

David, sein Nachname tut nichts zur Sache, lebt in Wien. Er ist nicht vermögend, möchte aber seinen großen Traum verwirklichen: sein eigenes Lokal, eine Mischung aus modernem Kaffeehaus und Bar. Partner und ein Standort sind gefunden, mühsam wurde ein Kredit für den Umbau von einer Bank erkämpft, täglich werken sie bis tief in die Nacht, demnächst wird es losgehen.

Mit Bill hat er Folgendes gemeinsam: Er möchte nicht bloß für sich und seine Gäste etwas erreichen, sondern darüber hinaus etwas Sinnvolles für andere tun.

Vor Kurzem war er in Afrika und hat dort eine Schule in einem sehr armen Township kennengelernt. Dieses Projekt möchte er jetzt, im Rahmen seiner Möglichkeiten, unterstützen. Zehn oder 20 Cent je Rechnung, so wird es auf seiner Speisekarte stehen, möchte er zur Entwicklung dieser Schule beitragen. Es sollen auf diese Weise, rechnet er, jedenfalls ein paar tausend Euro pro Jahr werden. Und er möchte den einen oder anderen seiner Gäste dazu motivieren, ebenfalls diese Schule zu besuchen, um zu sehen, wie sie sich entwickelt.


Das sind seine Möglichkeiten. Damit wird David für ein paar hundert Jugendliche in einem afrikanischen Land ihre Bildungschancen verbessern.

Irgendwo zwischen Bill und David gibt es in unserem reichen Land Hunderttausende, die mit ihrem Vermögen, ihrem Einkommen oder auch ihrer Zeit etwas Sinnvolles anstellen könnten. Verantwortung übernehmen, Interesse entwickeln, positive Projekte unterstützen. Das kann in Afrika sein, ebenso aber auch direkt um die Ecke – für Flüchtlinge, alte einsame Menschen oder benachteiligte Kinder. Damit würden sie auch etwas für sich selbst machen, jedenfalls interessante Menschen kennenlernen und Freude am Geben, am Entwickeln von etwas, das Sinn macht, haben.

Wenn Bills und Davids Vorbild Schule macht, schaut die Welt wirklich bald besser aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2009)

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