Stadtplan: Peak Oil? Peak everything!

Das Problem ist viel größer: Unser ganzer Konsumstil steht zur Disposition.

Die nächsten 20Jahre werden größere Veränderungen bringen als die letzten 100, so Dennis Meadows bei den Alpbacher Baukulturgesprächen. Der größte Wandlungsdruck werde vom Klimawandel ausgehen und von der zunehmenden Knappheit verfügbarer Rohstoffe. Meadows meinte gar, dass die Welt „peak oil“ bereits erreicht habe. Gemäß dieser These wird sich die Weltölproduktion genauso verhalten, wie die Nordseeölproduktion derzeit: Sie wird langsam, aber stetig sinken; ihr geologischer Gipfel, „peak“, ist überschritten. Länder mit steigender Ölproduktion werden jene mit sinkender (in den USA sinkt diese trotz enormer Anstrengungen seit 1972) nicht mehr kompensieren können.

„Peak oil“ ist aber nur ein kleiner Teil eines noch nie da gewesenen Wandels. Alles Physische wird knapp. So berichtet die „New York Times“ über Chinas Bestrebungen, den Export „seltener Erden“, die für die Produktion von Elektroautos wie für Windturbinen nötig sind, massiv zu beschränken. China ist das Saudiarabien dieser seltenen Erden, die so exotische Namen wie Neodymium haben, es besitzt 93Prozent. Meadows hat recht, und die Erkenntnis wird die Welt mehr verändern als die Wirtschaftskrise: Rohstoffe, ob Erdöl oder spezielle Metalle, sind endlich. Will die ganze Welt, d.h. bald 9Mrd. Menschen, nur annähernd so leben, konsumieren, Auto fahren wie die reichen Industrieländer geht sich das stofflich nicht aus. In einem Toyota Prius etwa stecken zirka 2Kilo Neodymium, folgerichtig hat Toyota heftig gegen die chinesischen Exportbeschränkungen protestiert.

Doch ist das Problem viel größer: Unser ganzer Konsumstil steht zur Disposition. In naher Zukunft wird es undenkbar sein, zum Transport einer Person mit 80Kilo ein bis zwei Tonnen Rohstoffe (so viel wiegen Autos) zu beanspruchen sowie mit Fremdenergie zu bewegen. Konflikte um knappe Ressourcen gab es in der Geschichte immer. Meist wurden sie durch Kriege „gelöst“. Die nächsten 20Jahre werden in der Tat gewaltige Veränderungen bringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.