Der Umgang mit dem Smartphone

Von Kindern lernen: Weil sie mit dem Smartphone aufgewachsen sind, lassen sie sich von ihm nicht gängeln.

Da sind die Kinder also wieder einmal unterwegs, irgendwo mit ihren Skateboards, irgendwo in unserem Bezirk, im Park oder vor dem Supermarkt oder an der Lände. Schön. Ich mag das. Das ist für mich Großstadt-Idylle. Bullerbü für Wiener. Es gibt nur ein Problem, Stephan und ich müssen in zehn Minuten los, wir sind nämlich eingeladen. Und bevor wir das Haus verlassen, würde ich gerne wissen, wo die beiden erstens stecken und ob sie zweitens eh einen Schlüssel mithaben.

Ich rufe also Hannah an. Tuut, tuut, tuut, sie hebt nicht ab. Ich rufe Marlene an. Bei ihr springt gleich die Mailbox an, typisch, die lässt erst gar keine Hoffnung aufkommen. Ich versuche es bei Nora, die mit den beiden losgezogen ist – und habe prompt Noras Eltern am Apparat. Ja, sagen sie, nein, sie wissen auch nicht, wo die Kinder stecken. Nora hat, wie wir gewiss bemerkt haben, haha, nämlich das Handy zuhause vergessen.

Vergessen. Aha.

Quiz. Und jetzt habe ich für Sie ein kurzes Quiz. Wo, glauben Sie, befindet sich in diesem Moment mein Handy. A) In Sichtweite. B) Nah genug, dass ich das Klingeln hören kann. C) In meiner Hand oder wenigstens in Griffweite.

Exakt. Wir erwachsenen Smartphone-Besitzer sind mit den Dingern quasi verwachsen. Wir checken in Minutenabständen unsere Mailbox, kontrollieren sekündlich unsere Nachrichten, wir twittern und simsen noch im Gehen, und wenn wir eine halbe Stunde offline waren, werden wir unruhig: Wir haben gewiss etwas versäumt. Das müssen wir ebenso gewiss umgehend nachholen.

Und die Kinder? Die spielen zwar auch stundenlang Flappy Wings, surfen durch die Tiefen der YouTube-Kanäle und debattieren eine gefühlte Ewigkeit auf What's App über das Match Salzburg – Basel. Aber dann wird das Handy weggelegt in irgendein Eck, wo es den ganzen Nachmittag lang ebenso beharrlich wie vergeblich vor sich hinpiepst. „Marlene! Nachrichten!“ – „Eh.“ – „Liest du die nicht?“ – „Jetzt nicht!“

Später übrigens auch nicht. „Ich bin doch nicht wahnsinnig! Das sind ja Hunderte!“

Neulich rief ich, als Marlene ihr Handy wieder einmal zuhause „vergessen“ hatte, eine Klassenkameradin an. Ich wurde von ihrer Mailbox abgewimmelt: „Vielen Dank für deinen Anruf. Ich bin leider im Moment nicht erreichbar, bitte sprich mir nicht aufs Band, ich höre es nämlich nicht ab.“

So macht man das. So sollte man das machen. Diese Kinder sind der Überzeugung, dass die Information, wenn sie wichtig ist, sie schon irgendwie rechtzeitig erreichen wird.

Im schlimmsten Fall rufen ihre Freundinnen einfach uns Eltern an.

Wir sind rund um die Uhr erreichbar.

bettina.eibel-steiner@diepresse.com

diepresse.com/amherd

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2014)

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