Gugginger Partner und Reibestein: Alles Gute zum Geburtstag!

Das Institut für Wissenschaft und Technologie (IST) ist fünf Jahre alt: Es möge in seiner Leuchturmfunktion wachsen.

Vielleicht wäre die Stimmung zwischen Rot und Schwarz besser, könnte man sich gelegentlich gemeinsam über Erfolge freuen, auch wenn man nicht symmetrisch dazu beigetragen hat. Etwa über das Institute of Science and Technology (IST) Austria in Maria Gugging. Vor fünf Jahren gegründet, begegneten auch viele Uni-Vertreter dem neuen Exzellenzinstitut und vermeintlichen Konkurrenten um knappe Budgets mit Neid und Misstrauen. Heute gratuliere ich als Angehöriger der Uni Wien dem IST herzlich und wünsche allen, dass es in seiner Leuchtturmfunktion wachsen wird.

Als Vorbild, geistiger Partner und Reibestein für die Unis kommt dem IST heute große Bedeutung zu. Deswegen aber die Unis am IST messen zu wollen, hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Universitäten müssen Studenten ausbilden, ein großes Spektrum an Disziplinen am Laufen halten; sie schlagen sich mit viel zu großen bürokratischen Rucksäcken durch zerklüftete Landschaften gesellschaftlicher Ansprüche. Das IST dagegen hat „bloß“ exzellent zu sein. Es liefert damit aber einen enormen Ansporn für die Universitäten, in partieller Konkurrenz mit dem IST ihre eigenen Exzellenzcluster voranzutreiben – also jene Bereiche, in denen die Unis sich mit dem IST tatsächlich messen sollten. Die Universität Wien etwa schlägt sich in dieser Disziplin höchst wacker.

Verständlich, dass in diesen fünf Jahren jene 17 Millionen an Privatspenden, die an das IST gingen, nicht an die Unis flossen. Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Die Unis müssen sich eben noch mehr als bisher um ihre Taubenschläge bemühen – in Konkurrenz um jene Spenden an die Wissenschaft, um die Vizekanzler Spindelegger gerade öffentlich gebeten hat. Ein Ansporn dazu kam übrigens unlängst von Wissenschaftsminister Mitterlehner, der einen Teil der Uni-Mittel über den FWF so umleitet, dass sie zwar wieder an die Unis fließen, aber eben nur in deren Exzellenzbereiche.

Noch immer gibt Gegner des IST-Projekts, etwa der pensionierte Sektionschef Norbert Rozsenich am 26. Mai im „Standard“. Er meinte: „Es existiert kein professioneller Entwicklungsplan für die kommenden Jahre und kein objektives Verfahren zur Qualitätssicherung, wie dies auf Basis des Universitätsgesetzes 2002 zu Recht allen österreichischen Universitäten abverlangt wird“. Einspruch. Es ist Kern des Exzellenzkonzepts, die Besten zu berufen (was offenbar gelingt) und sie dann in Ruhe arbeiten zu lassen. Weil Exzellenz immer von unten nach oben gedeiht, ist das „Engagement der Besten“ Entwicklungsplan genug.

Die Universitäten ächzen bis zu ihrer partiellen Lähmung unter Ranking-Druck und überzogenen Qualitätssicherungsmaßnahmen. Man muss nicht auch noch das IST durch Bürokratie und Kontrolle nivellieren. Wer dessen Qualität bezweifelt, soll nachsehen, wer dort forscht, welchen Output die Kollegen erarbeiten und wie viel an kompetitiven Drittmitteln dort lukriert wird.

Kein Zufall übrigens, dass das IST in Niederösterreich gelandet ist. Der dortige Landeshauptmann, Erwin Pröll, zeigt als einer der wenigen Spitzenpolitiker keine Berührungsängste mit Künstlern und Wissenschaftlern und entwickelt das Bundesland konsequent zu einer wissenschaftlichen Hochburg der Nation. Nein, das ist keine Lobpreisung der ÖVP als Wissenschaftspartei. Aber bekanntlich ist unter den Blinden der Einäugige König. Jedenfalls: Happy birthday IST! Hoffentlich feiert ganz Österreich mit.

Kurt Kotrschal ist Zoologe an der Uni Wien und Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2014)

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