Juke Nismo: Im echten Leben sind nicht alle Straßen eben

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Das erste Auto unter Nissans Kult-Label: Wird der Juke Nismo dem großen Namen gerecht?

Auch wir erschraken, als wir den Juke 2010 zum ersten Mal sahen. Erstaunlicherweise gewöhnten wir uns über die Jahre nicht nur an seine merkwürdige Visage, wir wurden sogar Freunde. Hauptsächlich deshalb, weil sich der Juke hetzig fährt, unkompliziert und spritzig, mit einer wunderbar knackigen Schaltung. Dass man auch ein bisschen höher sitzt, weil der Juke als kompaktes SUV konzipiert ist, kommt nur gelegen.

Der Juke funktioniert mit 117 PS ebenso wie mit 190 Turbo-PS, da ließ sich eine Nismo-Variante, die dem gleichen Motor (1,6 Liter mit Direkteinspritzung) noch etwas mehr Leistung entlockt, gut vorstellen. Dass mit dieser nun 200 PS zu Buche stehen, mag zunächst enttäuschend klingen, so, als handle es sich beim Nismo-Paket mehr um eine Ausstattungs- denn um eine echte Performance-Linie. Aber das Papier verrät in dem Fall nicht genug.

Zunächst zu den anderen Modifikationen. Wenn es ums Sportliche geht, und vor allem dafür steht ja der Name Nismo, ist ein hoher Schwerpunkt das Letzte, was man gebrauchen kann. Der ließ sich beim Juke auch nicht wegzaubern, „und ein elektronisch geregeltes Fahrwerk hätte das Auto zu teuer gemacht“, so ein Entwickler. So feilte man an Details, verpasste dem Auto einen neuen Satz Dämpfer und stellte die Federn zehn Prozent härter ein – ein zweifelhafter Spaß auf schlechten Straßen. Die Lenkung wurde direkter und schwergängiger, was auch an dickeren Reifen auf 18-Zoll-Felgen liegen mag. Ein Aerodynamik-Kit reduziert den Auftrieb – wichtig für die Stabilität bei hohem Tempo –, ohne den Luftwiderstand zu erhöhen. Dazu rote Außenspiegel, am Heck ein Diffusor, Dachspoiler – das Ganze sieht vielleicht etwas halbstärker aus, als es Leuten gefällt, die noch nie auf der Playstation um die Wette gefahren sind. Richtig toll jedenfalls ist das Lenkrad mit Alcantara-Bezug und die Sitze, die wie strenge Sportschalen geformt sind und auch viel Halt geben, tatsächlich aber nicht ungut hart sind.

Es zeigt sich schnell, dass keine bloße Marketingübung exerziert wurde. Das Auto hängt fein am Gas, entwickelt früh Dampf und dreht lustvoll aus. Flotter Kurvenfahrt stehen kein Wanken und Eintauchen entgegen, die Bremsen haben mit dem Gewicht von nur 1295 kg keine Mühe. Der Juke Nismo ist trotz nicht ganz idealer Anlagen ausgewogen komponiert und bei Bedarf ernsthaft schnell. Wertanmutung? An die Klasse des Golf GTI reicht das nicht heran, vom optischen Krawall ganz zu schweigen. Im schieren Fahrspaß steht der Nismo dem GTI aber um nichts nach, und er kostet mit 27.890 Euro vier Tausender weniger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2013)

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