BMW: Grandseigneur der Dampfhammerfraktion

BMW: Grandseigneur der Dampfhammerfraktion
BMW: Grandseigneur der Dampfhammerfraktion(c) Werk
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Nur auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich bei diesem auf fünf Meter und vier Türen gestreckten Coupé um einen echten "M" in alter Haudrauf-Tradition handelt.

Sonntags als Pace Car auf der Rennstrecke, montags die Schwiegermutter schnell und bequem zur Kur kutschieren – das lässt sich normalerweise schwer mit ein und demselben Auto erledigen. Es sei denn, es prangt der magische Buchstabe „M“ am Heck. Schon die Limousine M5 zeichnet sich durch diese Kombination von Sportlichkeit und Komfort aus, die man sonst nur von einem Porsche Panamera S erwartet. Das M6 Gran Coupé kann alles noch ein bisschen besser. Das Rezept: ein V8-Motor mit zwei Turboladern und einem Hubraum von „nur“ 4,4 Litern liefert eine Leistung von satten 560 PS an die Hinterräder. Für die Umsetzung der Kraft sorgt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen und mannigfachen Einstellungsmöglichkeiten. Dank Launch Control vergehen nur knapp über vier Sekunden, bis die 100 km/h-Marke passiert ist – in einem Zweitonner, wohlgemerkt.

Begrenzte Beschleunigungsorgie

Das Fahrerlebnis ist zunächst von einer leicht gespannten Ruhe geprägt, die man als das Ereignis vor dem Sturm sehen kann. Steigt man beherzt aufs Gas, ist die 200 km/h-Marke blitzartig überschritten, und auch dann hört die Beschleunigungsorgie erst bei der selbst auferlegten Begrenzung von 250 km/h auf. Wem dies nicht reicht, der kann sich mit dem „M Drivers Package“ den Wunsch nach mehr Geschwindigkeit erfüllen: Um 2000 Euro gibt's neben den versprochenen 305km/h noch ein Fahrertraining auf der Rennstrecke dazu. Hier wird man wohl erst das volle Potenzial dieser Coupé-Limousine ausreizen können.

Dafür sind auf der Landstraße Überholmanöver verlockend, die man sonst nur mit einem starken Motorrad wagen würde. Das Fahrwerk schlägt sich auch in Situationen tapfer, in die man Autos dieser Gewichtsklasse eigentlich nicht bringen sollte. Ausgezeichnet auch die Bremsanlage, die auf Wunsch erhältlichen Karbon-Keramik- Bremsscheiben sind wohl nur für echte Fans gedacht. Serienmäßig gibt's dagegen exotische Materialien an der Karosserie: Sowohl Dach als auch Heckdiffusor sind aus karbonfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Auch sonst ist der „M“ an diversen Kleinigkeiten wie der M-Niere, großen Lufteinlässen und diversen Applikationen zumindest für Insider erkennbar. Der Rest sieht nur einen gewohnt etwas herrisch dreinblickenden BMW auf opulenten, aber coupéhaft zugefrästen fünf Metern Länge. Natürlich sind Zwanzigzöller schon in der Serienausstattung Ehrensache. Innen spiegelt ein Head-up-Display die wichtigen Informationen auf die Windschutzscheibe und damit direkt ins Blickfeld des Fahrers. Das Ledergestühl: sportlich, aber nicht zu eng. Sonst herrscht typisch deutsche Nüchternheit, freilich ohne karg zu wirken. Trotz der ohnehin kompletten Ausstattung sind noch einige Feinheiten auf der Aufpreisliste enthalten, wie etwa Fernlichtassistent, Nachterkennung mit Wärmebildkamera und vieles mehr. Damit kann der Einstandspreis von immerhin 156 Tausender nochmals in die Höhe getrieben werden. An Interessenten mangelt es laut BMW Austria keineswegs.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2013)

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