Hybrid gegen Diesel, das ist Subtilität

(c) Clemens Fabry
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Den Toyota Auris gibt es als Benziner, Diesel und als Hybrid. Kann es der etwas teurere Hybride mit dem sparsamen Diesel aufnehmen? Bald merkt man: Das Match ist rein rechnerisch nicht zu entscheiden.

Mit moderner Hybridtechnik in einem unauffälligen Kompaktmodell will Toyota neue Kundenkreise ansprechen. Der direkte Konkurrent steht womöglich als Zwilling im selben Schauraum: Der Auris wird auch als 90-PS-Diesel angeboten. In der gibt er sich als braver Begleiter, der mit gleichmütiger Kraftentfaltung übers ganze Drehzahlband punktet. Das sauber abgestufte Sechsgangschaltgetriebe, gut dosierbare Bremsen und ein neutrales Fahrwerk runden den positiven Gesamteindruck ab. Ohne es auf eine besonders sparsame Fahrweise angelegt zu haben, standen am Ende des Tests 5,3 Liter Verbrauch zu Buche.

Der Wechsel zum Teilzeitelektriker beginnt mit einer Willensbekundung von 2800 Euro – so viel mindestens beträgt der Aufpreis des 136 PS starken Hybriden (steuerlich relevant sind aber nur 99 PS) gegenüber dem Diesel bei vergleichbarer Ausstattung.

Hybridantrieb verlangt einen artigen Fahrstil; gleiten statt hetzen, schon wegen der speziellen Art der Kraftübertragung, die forsche Drehzahlen mit einer enervierenden Geräuschkulisse quittiert. Als akustischer Ausgleich bleibt der geräuschlose Elektromodus. Wenn der Hybrid unter dem gleichen, unbekümmerten Leistungsanspruch betrieben wird wie zuvor der Diesel, schlägt sich das, wie getestet, mit 6,8 Litern im Schnitt nieder. Hier wurde offenbar eine Maschine entgegen ihrer Bestimmung betrieben. Beruht das Hybridgeheimnis also mehr auf dem subtil durch die Antriebsart aufgedrängten Fahrstil als auf technischer Innovation? Nur teilweise. Die Entscheidung für einen Hybrid ist ein Statement, zu dem auch ein persönlicher Beitrag im Umgang mit dem Gaspedal gehört. Wer dem folgt, wird problemlos auch Verbrauchswerte unter fünf Litern erreichen. Trotzdem wird der Hybridbetrieb den Aufpreis kaum wettmachen. Der Alternativantrieb bleibt damit eine Frage der persönlichen Philosophie.

Für reine Rechner wird im direkten Vergleich der beiden Auris-Modelle der Diesel als kostengünstigere Variante den Vorzug bekommen. Der hohe Hybridanteil an den Auris-Verkäufen belegt allerdings, dass mittlerweile mehr im Spiel ist als Rechnerei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2013)

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