Mazda 6: Die Rückkehr des guten Japaners

Rueckkehr guten Japaners
Rueckkehr guten Japaners(c) Fabry
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Der Mazda 6 verbreitet nahezu Premium-Flair bei bodenständigen Preisen. Speziell der 150-PS-Diesel ist eine gelungene Sache.

Seit dem 626, der Mitte der 1980er nach Österreich kam, gehört Mazdas Mittelklasse bei uns zum Straßenbild, was nicht heißt, dass sie aus diesem auch immer groß hervorzustechen vermochte. Es gab gute und weniger aufregende Jahrgänge, nun war es wohl wieder Zeit für ein kleines Machtwort aus Hiroshima. So kann man die neue 6er-Generation sehen: ein Comeback japanischer Tugenden wie herzeigbares Styling, hoher Nutzwert und auch ein Quäntchen technischer Avantgarde.

Gemeisterte Hürden

Diese entbietet der Mazda6 vor allem mit einem neuartigen Dieselmotor, der (für Diesel) eine ungewöhnlich geringe Verdichtung (von 1:14) aufweist. Dafür waren allerhand technische Hürden zu meistern, allen voran jene, dass der Selbstzünder überhaupt anspringt.

Doch nicht nur erwachte der 2,2-Liter-Vierzylinder auf einen Druck auf den Startknopf zum Leben – bei gleichzeitiger akustischer Zurückhaltung –, er verfuhr auch äußerst willig mit Wünschen, die per Gaspedal an ihn herangetragen wurden. Mit Ausnahme von Hondas neuem 1,6-Liter-Motor ist uns aktuell kein Vierzylinderdiesel geläufig, der seine Kraft so linear abliefert und so geschmeidig hochdreht, dass man häufige Schaltmanöver schnell bleiben lässt – sie sind schlicht nicht notwendig. Einen kurzen Rumms entfachen die meisten Turbodiesel ja schnell einmal, aber das ist weder sportlich zu nennen noch kultiviert.

Kondensatoren speichern

Im Normverbrauch hat der Mazda6 mit 150-PS-Diesel einen ambitionierten Wert markiert: 4,4 Liter/100 km im Schnitt. Das ist in einem flott befehligten, gut besetzten Kombi von 4,8 Metern Länge ebenso fabelhaft wie unrealistisch. Wir beendeten die Testfahrten mit gut zwei Litern mehr, allerdings bei nahezu jungfräulichem Kilometerstand, in aller Regel verbessern sich die Verbrauchswerte dann noch.

Trotzdem, für das Gebotene kein schlechter Wert. Die Start-Stopp-Automatik hat auf der Langstrecke weniger beigetragen, eher eine Technik namens i-Eloop: Kondensatoren speichern schnell Energie, die an Stromverbraucher wie Klima und Servo abgegeben wird, ohne den Motor behelligen zu müssen.

Die Ergonomie an Bord ist tadellos, auch die Verarbeitung macht durchwegs Freude. Beispielhaft sei das schöne Lederlenkrad genannt, man hält es wirklich gern in Händen – Premium-Flair! Der Witz der guten Japaner war immer auch der Preis: Bei 36.190 Euro, die den Mazda6 in Vollausstattung ermöglichen, beginnt es bei manch anderen erst. tiv

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2013)

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