Chrom für das Auge: Dacia auf dem Weg zur Gefälligkeit

Logan MCV
Logan MCV(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Auch die Billigmarke Dacia mausert sich: Im geräumigen Kombi Logan MCV ist der Touch des derben Billigheimers verschwunden.

Die Erfolgsgeschichte von Dacia ist fast schon legendär. Alle Jahre gibt es trotz rückläufigen Gesamtmarktes Steigerungen, die auch Insider überraschen. So wurden 2013 bei uns um fast 1400 Pkw mehr verkauft als im Jahr zuvor, und da hatte man schon erstaunliche Zuwächse. Als die ersten Dacias mit Renault-Technik aus den Achtzigern und dem für den Ostblock typischen Stufenheck zu uns kamen, war das kaum abzusehen. Allerdings hat die rumänische Renault-Tochter auch einiges geleistet. Aus dem Urmodell ist eine moderne Palette geworden, die (fast) alles abdeckt, was sich der österreichische Autokunde wünscht. Vom Kompaktmodell über SUV bis hin zum Hochdach-Kleintransporter ist alles vorhanden, und das zu unverändert erstaunlichen Preisen.

Das gilt auch für den neuen Logan MCV. Musste das Vorgängermodell noch sehr viel abdecken – vom Transporter über Familienkombi bis hin zum Freizeitauto –, so kann der MCV dank der Modelle Dokker und Lodgy nun der Kombi sein, als der er gedacht war. Das beginnt mit der vom Sandero übernommenen Front und endet mit einer Heckklappe, die die nach Handwerksbetrieb aussehenden Doppeltüren ersetzt. Mittlerweile gibt es sogar etwas Chrom für das Auge, zumindest bei der Topausstattung Lauréate. Sicher, der Neue fasst nun 800 Liter weniger, doch mit 573 bis 1518 Liter Kofferraumvolumen liegt er immer noch zwischen Golf und Passat Kombi, eher näher beim Passat. Ausreichend also für eine Familie oder allerlei Freizeitaktivitäten.

Kühle Sachlichkeit

Dabei ist der Laderaum ausgezeichnet zugänglich, durch das Vorklappen der Sitzflächen der asymmetrisch geteilten Rückbank und Umlegen der Lehnen entsteht eine ebene Fläche. Auch das Bedienen der Laderaumabdeckung stellt Unbedarfte vor keine Rätsel. Im Inneren des Autos herrscht kühle Sachlichkeit, die Materialien sind besser als bei den Vorgängern, der Touch des derben Billigheimers ist verschwunden.

Wo gespart wurde, sieht man erst auf den zweiten Blick. Etwa bei den Schaltern für die Fensterheber, die nicht in den Türen, sondern in der Mittelkonsole angebracht sind. Hinten findet man sie, sofern vorhanden, ebenfalls mittig. Dafür sind sie vom Fahrersitz aus zu erreichen, vorn gibt es hierfür keine Kontrolle. Etwas besser könnten auch die Sitze sein, auf längeren Strecken und im kurvigen Geläuf wünscht man sich mehr Straffheit und vor allem Seitenhalt. Auch am Türklang und am Geräuschpegel im Inneren merkt man, wo der Rotstift angesetzt wurde. Die Windgeräusche bei schnellerem Autobahntempo dürften von der Dachreling stammen, das kommt auch bei teureren Autos vor.

Bei der Motorisierung bedient man sich mittlerweile im aktuellen Renault-Regal, die Zeiten der über zwanzig Jahre alten Triebwerke, wie sie früher verbaut wurden, sind vorbei. Die Motorenpalette umfasst zwei Diesel und zwei Benziner mit je 75 und 90 PS. Unser Testexemplar war mit dem brandneuen Dreizylinder mit 90 PS und Turbolader ausgestattet, der uns sehr überraschte. Wenn man es nicht weiß, glaubt man nicht, dass dies ein Dreizylinder mit nur knapp 900 cm3ist, die sonst üblichen typischen Vibrationen sind diesem Motor fremd. Der Druck schon aus dem Drehzahlkeller ist für den geringen Hubraum ausgezeichnet, die Fahrleistungen sind ausreichend. Dazu kommt ein neutrales Fahrwerk und eine leichtgängige, dennoch recht präzise Lenkung.

Die Bedienung des neuen Dacia ist selbsterklärend, alles Notwendige rasch gefunden. Relativ kurz auch die Aufpreisliste, wenn man das „Spitzenmodell“ zugrunde legt. Empfehlenswert ist die Radio-Navi-Kombination. Ohne Ratespiele ist es aus dem Stand möglich, das Navi zu bedienen, das Telefon an die integrierte Freisprecheinrichtung zu koppeln oder die Audioanlage in Betrieb zu nehmen. Manko ist das Fehlen eines CD-Laufwerks, dafür gibt es USB-Anschluss. Preislich beginnt der Logan MCV bei 8290 Euro mit 1,2 Liter Benziner (75 PS), für die Topausstattung sind 10.690 Euro auf den Tisch zu blättern. Wer die komplette Aufpreisliste ordert, für den kommt der Kombi auf immer noch verträgliche 13.426 Euro. (ff)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2014)

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