Porsche: So leicht können zwei Tonnen sein

(c) EPA (Porsche Holding SE / HANDOUT)
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Mit dem Macan steigt Porsche in das heiß umkämpfte Segment der Kompakt-SUVs ein. Massenhersteller will die Marke trotzdem keiner werden.

Leipzig. Als der gewiss furchtlose ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking beschloss, sich ins Gelände zu wagen, schwangen Restzweifel mit: Würde man dem traditionsreichsten Sportwagenhersteller der Welt ein SUV abkaufen? Für alle Fälle sicherte er sich die Markenrechte an Bugatti. Die Marke war seit Jahrzehnten praktisch tot, der Name dennoch wohlklingend, man könnte darunter alles Mögliche auf den Markt bringen. Ein Mix aus Bauchgefühl und Marktforschung wies dann doch den Weg zur Hausmarke. Und der Porsche Cayenne verkaufte sich nicht nur – er ist zuweilen gefragter als alle anderen Modelle zusammen. Im Überschwang des Cayenne-Erfolgs versuchte Wiedeking später gar, den VW-Konzern zu übernehmen. Daraus wurde allerdings nichts.

Die heutige VW-Tochter Porsche geht mit dem Macan vergleichsweise null Risiko ein. Das Segment der nicht hausgroßen SUVs, euphemistisch „kompakt“ genannt, brodelt nahezu weltweit, und die exklusivste Position darin wird der Macan problemlos besetzen. Die Zahl von 50.000 Exemplaren, die im Leipziger Porsche-Werk jährlich vom Band rollen soll, erscheint da fast tief gestapelt. Vom größeren Cayenne sind es derzeit 80.000. Doch der Ausstoß lässt sich wohl steigern, und eine leichte Verknappung beflügelt wohl nur die Nachfrage.

Die Plattform des neuen Porsche liefert der Konzernbruder Audi Q5. Zwei Drittel sind mit dem erfolgreichen SUV der Ingolstädter technisch gleich. Trotzdem will der Macan ein echter Porsche sein, er soll die Sportwagen-Gene mit den Ansprüchen an einen SUV verbinden. Optisch hat man sich am Cayenne orientiert, von dem Porsche ja standhaft behauptet, dass er den 911 zitiert. Etwas lieblos wirkt an der Front der Lufteinlass aus Kunststoff, er soll aber auch hochglänzend oder in Wagenfarbe lieferbar sein. Das Cockpit dominiert eine mächtige Mittelkonsole mit einer Unzahl von Knöpfen, die sich bis auf den Dachhimmel verbreitet haben. Sportwagen-Feeling soll das kleine Lenkrad vermitteln, und das Zündschloss, einem alten Porsche-Spleen folgend, sitzt natürlich links.

Drei Motoren sind fürs Erste erhältlich, allesamt aufgeladene Sechszylinder. Als da wären: ein Diesel mit drei Litern Hubraum und knapp 260 PS, ein komplett neuer Benziner mit 340 PS und das Spitzenmodell mit 3,6 Litern und 400 PS.

Während der Selbstzünder vor allem vor Drehmoment strotzt – 580 Nm schon bei knapp über 1700 Umdrehungen –, machen die Benziner den Macan zu einem wirklich schnellen SUV. Trotz seiner fast zwei Tonnen wirkt der Wagen nahezu leichtfüßig, das Fahrwerk ist zudem auch in der sportlichsten Auslegung nicht allzu hart. Auf Wunsch ist eine Luftfederung erhältlich. Trotzdem macht der Macan auch auf der Rennstrecke eine durchaus gute Figur, hier schlägt der Porsche wirklich durch. Wenig Seitenneigung in schnellen Kurven ist genauso selbstverständlich wie eine präzise Lenkung. Nur die eigentlich für den normalen Straßenbetrieb ausgelegten Reifen machen dem Spaß nach einigen Runden ein Ende: Sie beginnen zu schmieren.

Auch im Gelände setzen vor allem die Gummis das Limit, aber immerhin sind auch Steigungen mit bis zu 100 Prozent (45 Grad) möglich. Erstaunlich, wie universell moderne SUVs einsetzbar sind, und der Macan erweitert das Spektrum eher noch. Mit an Bord ist immer das extrem schnell schaltende hauseigene Doppelkupplungsgetriebe, das ebenfalls Maßstäbe setzt. Neben dem Fahrerlebnis soll der neue Porsche vor allem auch Platz bieten. Die Aufgabe erfüllt er bravourös, hier ist die Verwandtschaft zum Q5 am offensichtlichsten. In der hinteren Reihe finden zwei Personen bequem Platz, der Kofferraum ist recht groß und gut zugänglich, die hintere Bank lässt sich bequem umlegen. 500 Liter Ladevolumen sind ein Wort, auch 1500 Liter Erweiterung können sich sehen lassen. (ff/tiv)

FAKTEN

Die Preise des Macan beginnen bei knapp 65.000 Euro für den Diesel, doch ist mehr als das Doppelte für ein gut ausgestattetes SUV problemlos möglich. In Österreich denkt man, heuer noch „einige hundert“ Fahrzeuge zu verkaufen. Vermutlich werden aber nicht genug lieferbar sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2014)

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