Tacho-Betrug: Wer hat an der Uhr gedreht?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

ÖAMTC: Kilometerstand ist leicht zu manipulieren

Jedes Jahr werden in Österreich mehr als 800.000 Gebrauchtwagen zugelassen. Eine der wichtigsten Bezugsgrößen für den Kaufpreis eines Gebrauchten ist der Kilometerstand.

Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC: „Leider ist Betrügereien in diesem Bereich Tür und Tor geöffnet.“ Die EU-Kommission schätzt, dass bei fünf bis zwölf Prozent der in der EU verkauften Gebrauchtfahrzeuge Konsumenten durch einen manipulierten Tacho betrogen werden. Wird beispielsweise bei einem knapp zwei Jahre alten Kia Sorento der Kilometerstand von rund 65.000 um 35.000 Kilometer zurückgedreht, steigt der Preis für den Käufer um mehr als 3800 Euro. „In Österreich beläuft sich der durch derartige Manipulationen entstandene Gesamtschaden auf bis zu 300 Millionen Euro jährlich“, schätzt Wiesinger.

Erleichtert wird der Tacho-Betrug durch die Technik im Fahrzeug, die nicht ausreichend vor Eingriffen geschützt ist. „Manipulationsgeräte“ sind im Internet ab 200 Euro frei erhältlich und können oftmals auch von Laien bedient werden. Zur Änderung des Kilometerstandes braucht bei vielen Kfz-Modellen nicht einmal der Tacho ausgebaut zu werden. Die Manipulation funktioniert über die seit 2005 einheitliche Diagnosebuchse (OBD II). Die Buchse ist meist in der Nähe der Sicherungen bzw. in der Mittelkonsole zu finden und ermöglicht den Zugang zum Tacho und allen anderen Steuergeräten im Auto.

„Hinzu kommt, dass die Gesetzeslage in Österreich nicht geeignet ist, um Betrüger abzuschrecken“, so Wiesinger. „Zwar ist der Verkauf eines Autos mit einem manipulierten Kilometerstand strafbar, nicht jedoch das Justieren selbst.“ Dem Verkäufer müsse „zeitnaher Täuschungs- und Bereicherungsvorsatz“ nachgewiesen werden, damit ein strafrechtlich relevanter Betrugstatbestand vorliegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.