Gas geben - im wahrsten Sinn des Wortes

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit dem A3 g-tron beweist Audi, dass Erdgasfahrzeuge eine gute Option sind, um Geld zu sparen. Erdgas ist billig, sicher, umweltfreundlicher als Benzin, aber schwer zu bekommen.

Von außen sieht der Audi A3 g-tron aus, wie jeder andere A3 auch. Lediglich der Schriftzug g-tron weist darauf hin, dass das Auto etwas Besonderes ist. Auch wenn man im A3 sitzt, begegnet man der bei Audi üblichen soliden Verarbeitung. Das Innere ist funktionell, durchdacht und präzise verarbeitet. Doch woran merkt man innen, dass man in einem Auto sitzt, das mit CNG (Compressesed Natural Gas) betrieben wird? Man merkt es erst, wenn man den Zündschlüssel umdreht. Dann prangt in der Mitte des Drehzahlmessers das Symbol CNG.

Sicher tanken

CNG bedeutet komprimiertes Erdgas. Um eine brauchbare Menge des Kraftstoffs in einem Autotank unterbringen zu können, wird das Gas auf 200 bar komprimiert getankt. Das Tanken ist übrigens mindestens genau so sicher wie bei flüssigen Kraftstoffen. Eine Zapfkupplung wird am Füllstutzen des Autos befestigt, das Erdgas strömt erst dann, wenn der Stutzen richtig verriegelt wird. Selbst für den Fall, dass einmal etwas schiefgeht. Erdgas ist ungiftig und leichter als Luft. Während sich Benzin schon bei 360 Grad entzündet, wird es bei Gas erst bei 600 Grad kritisch. Im Gegensatz zu Autos, die mit Autogas, das schwerer als Luft ist, fahren, dürfen solche mit Erdgas sogar in geschlossenen Garagen parken. Wie sieht die Sache bei einem Unfall aus? Bei extremen Stößen oder Brand wird das Gas automatisch und kontrolliert über Ventile abgelassen. So soll eine Explosion verhindert werden. Der ADAC attestiert Erdgasautos übrigens genauso viel Sicherheit wie Benzin- oder Dieselfahrzeugen.

Doch zurück zum Audi A3 g-tron. Wir starten den Audi und fahren an. Das geht ohne jede Auffälligkeit vonstatten. Würde da nicht CNG in der Anzeige leuchten, wüssten wir nicht, dass das Auto gerade mit Gas fährt. Die Beschleunigung des 1,4-Liter-TFSI-Motors mit 110 PS ist hervorragend, der Motor zieht kräftig durch alle Drehzahlbereiche, das Auto klingt nicht lauter oder benimmt sich auf irgendeine andere Art ungewöhnlich. Die zwei Drucktanks des A3 fassen sieben Kilogramm Erdgas. Damit kommt man auf eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer. Doch was, wenn dann keine Erdgastankstelle in der Nähe ist? Audi hat im A3 g-tron auch einen Benzintank eingebaut, der 50 Liter fasst. Auch hier zuerst das Rätsel: Wo stellt man von Benzin auf Gas um? Gar nicht. Der A3 fährt prinzipiell mit Gas, wenn das Gas aufgebraucht ist, stellt der Motor automatisch und völlig unmerkbar auf Benzin um. Die Umstellung von Gas auf Benzin ist auch technisch keine Hexerei. Denn der Ottomotor wurde bei seiner Entwicklung ursprünglich für Gas konzipiert und kommt mit dem Kraftstoff hervorragend zurecht. Der Druck des verdichteten Gases wird auf dem Weg zum Motor über einen Druckminderer von 200 auf fünf bis sieben Bar gesenkt. Über eine Niederdruckleitung wird das Gas dann zu den Ventilen geführt. Der Rest funktioniert genau wie beim Benzinbetrieb. Seit 2009 können die Motoren auch mit Turboladern und Kompressoren kombiniert werden. Die Klopffestigkeit von Gas ist sogar besser als jene von Benzin. Benzin bekommt man mit maximal 98 Oktan, Erdgas hat 130 Oktan. Ein weiterer Vorteil: CNG erzeugt wesentlich weniger CO2 als Benzin oder Diesel. Beim g-tron konkret: 92 g/km.

Damit kommen wir zu einem weiteren Grund, mit Erdgas zu fahren. Der Energiegehalt von einem Kilo Erdgas entspricht jenem von 1,5 l Benzin oder 1,3 l Diesel. Dennoch ist Erdgas dank geringerer Steuern sogar günstiger. Diese Woche kostete ein Kilo Erdgas (Erdgas ist bis 2018 steuerbegünstigt) etwa einen Euro, Benzin bzw. Diesel kostete durchschnittlich 1,311 bzw. 1,368 Euro. Die Mehrkosten eines Audi A3 g-tron gegenüber dem günstigsten A3 mit Benzinmotor betragen 3330 Euro. Es ist also keine Hexerei, sich auszurechnen, wann sich der g-tron amortisiert hat. Das hängt natürlich auch von den gefahrenen Kilometern ab. Im Test brauchte der g-tron 4,3 Kilo Erdgas pro hundert Kilometer.

175 Tankstellen in Österreich

Und damit kommen wir zur letzten Frage. Warum gibt es trotz der vielen Vorteile, die ein gasbetriebenes Auto hat, bei derzeit 4.665.179 zugelassenen Autos in Österreich nur 3869 mit Gasantrieb? Ein Grund sind wohl die Mehrkosten bei der Anschaffung. Wer wenig fährt und sein Auto früh verkauft, fährt mit einem Erdgasauto wohl schlecht. Ein weiterer Grund könnte das etwas schüttere Tankstellennetz sein. In Österreich bieten lediglich 175 Tankstellen CNG an, in Wien sind es gerade einmal 18. Das macht in der Regel Umwege beim Tanken nötig, die Zeit und damit auch Geld kosten. Doch die Gaswirtschaft arbeitet am Netzausbau. Und mit mehr Tankstellen sieht die Sache dann schon anders aus.

AUDI A3 G-TRON

Abmessungen: L/B/H: 4310/1785/1425 mm.

Radstand: 2636 mm.

Leergewicht: 1335 kg.

Hubraum: 1395 Kubikzentimeter.

Norm-Verbrauch: 3,5 kg Gas/100 km.

Leistung: 110 PS.

Drehmoment: 200 Nm von 1500 bis 3700 Umdrehungen.

CO2-Ausstoß nach Norm: 92 Gramm/km.

Höchstgeschwindiggkeit: 197 km/h.

Beschleunigung: 11 Sekunden von null auf 100.

Preis: ab 26.799 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2014)

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