Alpine: Rückkehr der blauen Reiter

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Nach einigen Unterbrechungen wird Renault das Comeback der Kultmarke Alpine in eigener Regie vollenden. 2016 gibt es wieder einen echten Sportwagen aus Frankreich.

Wenn auch die Formel 1 nicht mehr im Land gastiert – mit den 24 Stunden von Le Mans, die an diesem Samstag um 15.00 Uhr wieder gestartet werden, beherbergt Frankreich immerhin das berühmteste Langstreckenrennen der Welt. Die Franzosen sind eindeutig Racing-Fans: Sie dominieren seit einigen Jahren die Rallye-WM, haben die abenteuerliche Dakar-Rallye erfunden und mit Alain Prost einen vierfachen Formel-1-Weltmeister in ihren Reihen.

Umso erstaunlicher, dass die Nation nur wenig an Sportwagen aufzubieten hat: Im Portfolio der französischen Hersteller befindet sich aktuell überhaupt kein Vertreter der Gattung (dem Peugeot RCZ, der einem am ehesten einfiele, fehlt dazu der Heckantrieb). Allenfalls die Bastelbude Venturi oder das Bugatti-Atelier in Molsheim, das VW aber nur der Tradition halber im Elsass aufzog, ließen sich noch nennen. Fündig wird man in der Vergangenheit – weniger mit dem inferioren, aber charismatischen Matra-Simca Bagheera (dreisitzig!) oder dem obskuren Ligier JS2, sondern mit Alpine.

Der 1955 in Dieppe gegründete Hersteller baute kompromisslose Sportwagen: zwei Sitze, Mittelmotor, drüber hauchdünner Kunststoff. Das berühmteste Alpine-Modell, die A110, war der Liebling von Puristen und konnte es eine Zeitlang mit Porsche aufnehmen. 1971 und 1973 holte sich eine blaue A110 den Titel in der Rallye-WM. Zu der Zeit stieg Renault ein und übernahm Alpine 1978 komplett.

Englische Liaison

Nach dem Auslaufen des letzten Modells wurden in Dieppe Spezialanfertigungen und Kleinserien für Renault gebaut. Nun steht der Marke eine hoffentlich glanzvolle Wiedergeburt bevor. Schon vor Jahren entschloss man sich bei Renault, mit einem richtigen Sportwagen wieder dynamischer aufzutreten. Der erste Anlauf versandete aber in der allgemeinen Depression des Autokrisenjahres 2008.

Im zweiten Anlauf tat man sich mit dem englischen Sportwagen-Spezialisten Caterham zusammen, gemeinsam wollte man einen puristischen Straßenrenner entwickeln, der unter beiden Marken auf den Markt kommen sollte. Diese Partnerschaft wurde wiederum aufgelöst, wie Renault diese Woche bekannt gab: Die Franzosen übernehmen die Gesellschaft zur Gänze und bringen ihren Sportwagen in eigener Regie auf die Straße.

Das soll nun definitiv bis zum Jahr 2016 geschehen. Offen hält man sich noch, ob man mit Alpine als vollwertiger, sportlicher Zweitmarke an den Start gehen möchte (so wie Nissan mit Infiniti als Premiumableger), oder ob das Auto der Renault-Rhombus zieren wird, wie das beim 2012 vorgestellten Prototypen der Fall war.

Fix sind die Grundzutaten, um dem großen Namen gerecht zu werden: Heckantrieb, wenig Gewicht. Spekuliert wird mit ehrgeizigen 1100 Kilogramm, mit um die 250 PS Leistung aus einem kleinen Turbo-Vierzylinder. Preis: im günstigsten Fall ab 25.000 Euro.

Große Stückzahlen sind mit Sportwagen nicht zu machen, doch Renault will dringend sein sportliches Image aufpolieren. Auch ein Roadster würde da hübsch ins Sortiment passen. Fürs Geschäft in den Showrooms sorgt ab dem nächsten Jahr ohnehin eine Welle neuer SUVs. Die werden zwar nicht angehimmelt wie eine schlanke Alpine, dafür aber fleißig gekauft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2014)

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