Einrad ist besser als kein Rad

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das elektrische Einrad könnte im städtischen Nahverkehr bald eine Rolle spielen. Noch ist es als Spielzeug klassifiziert.

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Konsequentes Downsizing müsste eigentlich dazu führen, dass wir, vom Auto ausgehend, irgendwann mit nichts als einem einzelnen Rad übrig bleiben. Denn so viel braucht man nun einmal, um zu rollen, also zu fahren. Tatsächlich ist das elektrische Einrad die ultimative Verdichtung des Kraftfahrzeugs auf seine kleinstmögliche Einheit: eben ein Rad, Elektromotor in der Nabe, zwei Trittbretter zum Stehen. Der Rest sind Akkus, gyroskopische Sensoren und die Balance des Fahrers. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass Konzepte dieser Art im städtischen Nahverkehr bald eine Rolle spielen könnten. Der Segway hat diese Kurve eindeutig nicht gekratzt, was auch daran liegt, dass man ihn nicht ins Lokal oder die Wohnung mitnehmen kann und er so viel wie ein billiger Neuwagen kostet.

Auch das City-Wheel vom Wiener Importeur Werner Holub ist nicht als Verkehrsmittel gedacht. Noch nicht. Mangels passender Kategorie oder Fantasie der Behörden ist es als Spielzeug klassifiziert. Holub meint, dass es mehr kann. Der hauptberufliche Elektrounternehmer sieht massenhaft Leute darauf in die Arbeit fahren, zum Essen oder ins Kino – lautlos und ohne Emissionen. Anders als ein Fahrrad könne man das City-Wheel jederzeit am Griff nehmen und wie einen (schweren) Aktenkoffer praktisch überallhin mitnehmen.

So weit die Theorie. In unserem Fahrtest sammelten wir einige Eindrücke. Zunächst: Auf Anhieb fährt mit dem elektrischen Einrad niemand von dannen, es sei denn, er verdient sein Geld als Artist. Zufällig hatte Ihr „Fahrstil“-Testfahrer eine Liaison mit einem Einrad (mit Sitz und zum Treten), was die Sache erheblich erleichtert. Beim elektrischen Einrad sorgen Gyrosensoren dafür, dass man nicht nach vorn oder hinten umfällt, sondern je nach Neigung bremst oder beschleunigt. Heikelster Moment ist das Anfahren, denn man muss mit einem Fuß auf dem Trittbrett in Schwung kommen, um den anderen schnell nachzuziehen und aufs Trittbrett zu stellen, möglichst in Linie mit dem ersten Fuß.

Das Tempo machen die Fußgelenke, Kurven fährt man mit Gewichtsverlagerung. Nach kurzer Einführung ließ es sich dahinrollen, vorzugsweise noch auf ebener und breiter Geraden. Man fährt etwas schneller als mit einem Tretroller, von halbwegs flotten Radlern wird man überholt. Niedrige Gehsteigkanten sind bald kein Problem. Die Kombination mit Öffis liegt auf der Hand.

Das Tollste ist der Ehrgeiz, das Ding besser beherrschen zu wollen. Wenn man es zu 100 Prozent im Griff hat – was zu Redaktionsschluss noch nicht behauptet werden kann – ließe sich über den ernsthaften Einsatz als urbanes Transportmittel nachdenken. Als Spielzeug kriegt es schon einmal die volle Punktezahl. 

Trittbrettfahrer

Vor Eigenimporten per Internet wird eher gewarnt. Der Ö-Importeur prüft jedes Exemplar. Bezug und Info auf www.city-wheel.at

Name: City-Wheel IPS 111
Preis: 1650 Euro
Akku: 400 Wh, Lithium-Ionen
Leistung: 1,3 PS (950 Watt)
Gewicht: 13 kg
Vmax: 16 km/h
Reichweite: ca. 25 km

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