Toyota Prius: Friedlich, auch wenn er geladen ist

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Als Plug-in-Variante erweitert der Toyota Prius seine rein elektrische Reichweite deutlich, kostet aber auch empfindlich mehr als der normale Hybrid. Ein echter Prius bleibt er.

Vom reinen Elektroauto hat sich Toyota bislang ferngehalten, einmal abgesehen von dem dreirädrigen Ein-Personen-Vehikel i-Road, mit dem es der Hersteller durchaus ernst zu meinen scheint, und das ab Oktober im französischen Grenoble zu einem Großversuch antritt. Ein Serienauto mit Brennstoffzelle, letztlich auch elektrisch angetrieben, bringt Toyota 2015 auf den Markt, vorerst nur in Japan.

Mittelfristig steht zweifelsfrei der Gattung des Plug-in-Hybriden eine gewisse Blütezeit bevor. Die Technik vereint die Vorzüge des Elektroautos, wie sie in Innenstädten zunehmend auch gesetzlich eingefordert werden, mit der faktisch beliebigen Reichweite des Verbrennungsmotors.

Am Strome

Technisch ist es vom Hybridfahrzeug kein allzu großer Schritt dorthin, preislich schon: Die zusätzlichen Komponenten und vor allem die Akkus mit deutlich mehr Kapazität machen den 37.920 Euro teuren Plug-in um fast 10.000Euro teurer als den normalen Prius (wobei die umfangreichere Ausstattung noch einzurechnen wäre).

Der Plug-in-Prius ist natürlich nur sinnvoll, wenn man täglich Zugang zu einer Stromquelle hat, denn dann erst lässt sich das Potenzial der von 1,3 kWh auf 5,2 kWh vergrößerten Batterie heben. Nach maximal eineinhalb Stunden Ladezeit ist diese prall gefüllt und lässt den Prius 25 km weit rein elektrisch dahinsurren, am Stück oder auf Etappen. Da mag sich mancher Stadtrand- oder Vorstadtbewohner angesprochen fühlen, der eventuell seinen täglichen Arbeitsweg erledigen kann, ohne dass der Benzinmotor anspringen muss, und der für weitere Fahrten dennoch kein zweites Auto bräuchte.

Natürlich funktioniert der Plug-in auch ohne Steckdose, fast wie ein ganz normaler Hybrid, bloß dass er rein elektrisch trotzdem mehr zusammenbringt, schließlich speist ihn ja auch der Benzinmotor. Dann liegen allerdings die vom Hersteller genannten, fabulösen Verbrauchswerte von 2,1 l/100 km außerhalb des Erreichbaren.

Uns geht es wie den meisten in Wien: Wir parken auf der Straße und kommen mit dem Auto nur selten an eine Steckdose. Nicht ganz also im Sinn des Erfinders betrieben, erzielten wir einen Durchschnittsverbrauch von 4,3 l/100 km– das ist bei einem Viereinhalb-Meter-Auto mit 136 PS, das auf wohltuende Weise kein Diesel ist, ein mehr als respektabler Wert. Er ließe sich mit etwas Stromzugabe zudem problemlos senken, unter Idealbedingungen, wie erwähnt, auf nahezu null (dann und wann muss der Motor schon aus Gründen der Betriebshygiene laufen).

Bei dieser neuerlichen Gelegenheit, Prius zu fahren, fiel uns auf, was für ein gutes Auto dies geworden ist. Man muss das so sagen, denn allzu oft wird der Prius vereinnahmt, gleichermaßen von Fans wie Verächtern, dabei bleiben seine Qualitäten als ganz normales Auto auf der Strecke. Wer zum Beispiel lieber selbst sportlich ist, als das von seinem Auto zu verlangen, wird am Fahrverhalten nichts auszusetzen haben. Die Karosserie nahe der aerodynamischen Idealform reduziert nicht nur Windgeräusche auf der Autobahn (den Spritverbrauch sowieso), sie wird auch von einer guten Raumausnutzung komplementiert. Der Innenraum ist luftig und freundlich, man sitzt auf allen Plätzen unbeengt und staunt, was sich im Kofferraum unterbringen lässt. Dass man beim Rangieren nach hinten fast nicht hinaussieht, entschuldigt Toyota immerhin mit einer serienmäßigen Rückfahrkamera.

Das Auto setzt sich an der Ampel flott in Bewegung und holt sich beim Bremsen Energie zurück, es rollt leise ab, was in Zeiten der aufbrausenden Diesel-SUV ein soziales Zeichen ist. Die früher jaulende CVT-Automatik ist durch Dämmung und bessere Abstimmung im Griff, die Langstrecke im Prius kein Schrecken mehr.

Unerklärlich bleibt uns die Hartnäckigkeit, mit der uns Toyota Komfortblinker verwehrt, und warum uns die Navigation mit einer öden Grafik abspeist. Das passt nicht zur futuristischen Andersartigkeit des Ambientes.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2014)

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