Golf Plus: In diesem Auto rast nur der Zeigefinger

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Sportsvan versucht, jene Sinnfrage zu klären, die sich schon beim Vorgänger Golf Plus stellte: Was tun mit der Größe zwischen Normal-Golf und Kombi? Eine Lösung gelingt ihm nur bedingt.

Sportsvan – das ist der Golf Plus in Neufassung. Mit dem Plus war VW nicht allzu happy, weder mit Namen noch Markterfolg, aber im Grunde war es schon die richtige Bezeichnung: ein Golf mit ein bisschen mehr, ein Golf mit räumlicher Draufgabe.

Sportsvan hingegen? Ein richtiger Van ist das unserer Meinung nach nicht, und sportlich ist er ganz bestimmt nicht. Es klingt wohl schneidig, denkt sich VW.

Eitel Beinfreiheit

Aber das sind Spitzfindigkeiten. Der Sportsvan ist auf der Welt, und er stöbert nach seinem Plätzchen im VW-Sortiment, irgendwo zwischen Normal-Golf und Kombi. Zur Einordnung: In der Länge liegt der Sportsvan in der Mitte, hat aber den größten Radstand, was dem Fond zugutekommt. Dort herrscht eitel Beinfreiheit.

Luftig geht es ohnehin zu, der SV ist mindestens zehn Zentimeter höher als die beiden anderen Golfs. Für den Laderaum lässt sich das allerdings kaum nutzen. Mit 500 Litern Volumen bzw. 1520 Litern bei umgelegten Rücksitzen schafft der SV die Platzverhältnisse, die man sich von einem kompakten Familienvan erwartet – jedenfalls auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen muss dafür die Rückbank ganz nach vorn geschoben werden, was geringfügig an der Beinfreiheit knabbert. Den kompetenteren Lademeister findet man im Kombi, der schluckt 605 bzw. 1620 Liter.

Leise klingelt hier erstmals die Sinnfrage, denn seitdem Golf den Variant nicht mehr an allen Designern im Haus vorbeischmuggelt, steht dieser recht ansehnlich da. Im Fahrverhalten liegt der SV durch den höheren Aufbau bedingt hinter dem Kombi. Was hat der Plus-Nachfolger sonst zu bieten?

Auf dem Instrumententräger ist ein Ablagefach untergebracht – dieses jedoch ein Quell des Ärgernisses. Schon die Wahl des Kunststoffs wirkt improvisiert, aber dann springt der Deckel auch nur widerwillig auf, während der Zeigefinger wild auf die Taste hämmert.

So etwas ist man von VW überhaupt nicht mehr gewohnt und auch nicht nachzusehen geneigt. Der Sportsvan übersteigt leicht den Einstiegspreis des neuen Active Tourer von BMW, der in jeder Hinsicht ein höheres Niveau darstellt. Was uns allerdings einmal mehr begeistert hat, ist das geschmeidige Zusammenspiel aus Siebengang-DSG und kultiviertem Turbobenziner. Unbedingt probieren, bevor man blind zum Ratterdiesel greift!

Motor und Getriebe bekommt man freilich auch bei Škoda, und deshalb lautet unsere Empfehlung: Škoda Octavia Combi mit Benziner und DSG, zum Preis des SV schon in Bestausstattung. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2014)

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