Ein Abtrünniger vom Einheitslook

ITALY AUTOMOTIVE JEEP
ITALY AUTOMOTIVE JEEP(c) APA/EPA/ALESSANDRO DI MARCO
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Neuvorstellung. Endlich wieder – oder erstmals für ein breiteres Publikum – ein interessanter Jeep. Dass der Renegade wie aus einem Italowestern wirkt, hat auch einen handfesten Grund.

Jeep hat in den letzten Jahren etwas von seiner ursprünglichen, erdigen Allradkompetenz verloren. Vor allem die wieder aufblühende Konkurrenz aus Großbritannien – Land Rover eilt von einem Absatzrekord zum nächsten – macht den Amerikanern auf dem alten Kontinent zu schaffen.
Allrad ist längst auch nicht mehr starr mit dem Off-road-Thema verknüpft, fast alle Hersteller haben mittlerweile 4x4-Modelle im Sortiment. nicht nur für das Gelände, vor allem für die Straße. Zudem sind die bisherigen Modelle von Jeep vielen Europäern schlicht zu groß, sie greifen lieber zu europäischen, japanischen oder koreanischen Mitbewerbern.

Made in Italy

Dies soll nun anders werden, denn mit dem Renegade nimmt Jeep, mittlerweile in den Fiat/Chrysler-Konzern eingebettet, den Fehdehandschuh auf. Der Renegade ist das erste Modell, das auf einer frischen 4x4-Plattform basiert, die irgendwo zwischen Jeep und Fiat gemeinsam entwickelt wurde. Nahezu baugleich wird auf dieser Plattform nächste Woche auf dem Pariser Autosalon der Fiat 500X präsentiert. Auch gebaut wird der Jeep nicht etwa in den USA, sondern im Fiat-Werk Melfi in Süditalien.
Der Jeep soll dennoch ein richtiges Weltauto werden, das man in über 100 Märkten verkaufen möchte. Und die Chancen stehen gar nicht schlecht. Im Gegensatz zum ebenfalls neuen Cherokee, der mit einer zwar eigenartigen, für Jeep-Verhältnisse aber etwas weichgespülten Optik daherkommt, sieht der kleine Bruder wieder wie ein echter Jeep aus. Das bedeutet einen markanten Grill, eine steil stehende Windschutzscheibe und eine Seitenansicht mit eckig ausgeschnittenen Radkästen. Das sieht cool und irgendwie dramatisch aus.
Nur beim Heck ist offensichtlich etwas die Fantasie ausgegangen – abgesehen von den Rückleuchten mit ihren dezenten Anleihen an den Reservetank des guten alten Willys-Jeep von 1941.
Im Innenraum herrscht eine gewisse Rustikalität gepaart mit den wichtigsten Attributen vor, die man sowohl von Jeep als auch von einem modernen Auto erwartet. Überraschend die hochwertig wirkenden Materialien und die bequemen Sitze, die auch größeren Zeitgenossen durchaus Platz und Seitenhalt bieten.
Dass hinten der Fußraum begrenzt ist, muss man dem unter 4,3 Meter langen Auto verzeihen, etwas Kofferraum soll ja auch noch übrig bleiben. Unter der amerikanisch anmutenden Karosse sitzt relativ viel Technik von Fiat, genauer gesagt Komponenten vom 500L, dessen Allrad- oder SUV-Version eben das nächste Familienmitglied im Konzern sein wird.
Zudem wird der Renegade auch mit reinem Frontantrieb zu haben sein, man rechnet dafür sogar mit 40 Prozent im Verkauf, wir denken: Es werden wesentlich weniger sein.
Vier Motoren, davon zwei Benziner und zwei Diesel, liefern Leistungen zwischen 110 und 170 PS. Dafür stehen ein manuelles Fünfgang- (110 PS Benzin) und ein Sechsganggetriebe zur Verfügung, bei den Allradversionen gibt es auch eine ausgezeichnete Automatik mit neun Gängen.

Elektronik hilft weiter

Im Fahrbetrieb gibt sich der Renegade recht straff, aber auch beruhigend verwindungsfest in schnell gefahrenen Wechselkurven. Das Fahrwerk ist für unsere, also europäische Art von Straßen ausgezeichnet, hier ist die Hand von Fiat am deutlichsten zu spüren. Auch abseits der Straße macht der kleine Jeep eine ausgezeichnete Figur, wie wir überprüfen konnten, es ist erstaunlich, welch schwierige Passagen und Parcours dank des massiven Einsatzes von Elektronik bewältigbar sind. Dabei wechselt der Antrieb bei Bedarf stufenlos von reinem Frontantrieb zu Allradbetrieb, ohne dass der Fahrer es merkt.
Auf der Straße und im leichten Gelände sorgt eine automatische Hinterachsentkoppelung dann wieder dafür, dass man verbrauchsgünstig unterwegs ist. Dazu kommen die üblichen Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner und Überschlagschutz. Auf den Markt kommt der Renegade in vier Ausstattungsstufen, wobei der Trailhawk über eine Untersetzung für schweres Gelände verfügt. Preislich beginnen die Autos bei knapp unter 20.000 Euro für den (allerdings erst im Frühjahr verfügbaren) 1.6-l-Benziner mit Frontantrieb. Nach oben reicht es bis fast 35.000 Euro.

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