Die Freude in Zeiten des SUVs

The Peugeot EXALT concept car is displayed on media day at the Paris Mondial de l´Automobile
The Peugeot EXALT concept car is displayed on media day at the Paris Mondial de l´Automobile(c) REUTERS (BENOIT TESSIER)
  • Drucken

Mondial Paris. Die Grundwährung sind SUVs in allen Zuschnitten sowie Plug-in-Hybride, die zum Pflichtprogramm geworden sind. Es gibt aber auch freudvolle Nachrichten.

Paris. Die Hersteller auf dem europäischen Markt versuchen, sich über gelinde weniger schlechte Zahlen und Aussichten auf dem Kontinent zu freuen. Die erwartete Verbesserung der Absatzzahlen in Frankreich droht heuer zum Beispiel in der statistischen Unschärfe zu verschwinden, aber immerhin: Ein Plus wird es sein. Beim gewohnt weitläufigen Pariser Autosalon, der trotzdem wieder mehr als eine Million Besucher anziehen wird, will man sich die Freude nicht trüben lassen. Die Freude woran? In der Hauptstadt ist das Auto eher kein Quell von Hochgefühlen, da weiß man sich in der Metro besser aufgehoben bzw. schneller vorangebracht. Aber man wird ja noch träumen dürfen.

Das Automobil war immer schon eine Leinwand für Projektionen. Bei Peugeot zeichnet offenbar die Fremdenlegion für die Studie Quartz verantwortlich: eine wilde Mischung aus dem aktuell wieder gefragten französischen Kampfjet Rafale und unvermeidlicherweise einem SUV. Das kann man als Leitmotiv des Autosalons sehen: Ohne Schutz und Deckung, wer keinen höhergelegten Robustnik im Programm hat! Mit SUVs in allen Zuschnitten und Größen wappnen die Hersteller ihre Verkaufsräume, ein Ende des Trends ist nicht abzusehen. Absehbar wird dieses Segment vielmehr das bedeutendste auf manchen Märkten – allen voran Österreich.

Erfrischender VW XL Sport

Erfrischend daher Formate wie der XL Sport von Volkswagen. Der Zweisitzer wurde als Ein-Liter-Auto geboren und hat in Paris nun einen Auftritt als reiner Spaßmacher mit 200-PS-Benzinmotor. Dieser stammt aus einem Motorrad, logischerweise einer Ducati, der italienischen Edelmarke, die seit Kurzem zum Konzern gehört und an Audi angebunden ist. Die Liebesgabe der Entwickler an den VW-Patriarchen Ferdinand Piëch: der Schaltknüppel mit Griff aus Balsaholz, eine Reminiszenz an von ihm geschaffene Rennwagenmonstren, denen das leichte Holz ein paar Dekagramm abnahm – lange bevor Leichtbau auf der Straße zum großen Thema wurde.

Aufregend geformter MX-5

Während der XL Sport eine Studie bleiben wird, kann man ab dem nächsten Frühjahr im neuen Mazda MX-5 ganz konkret das Wesen der Kurve in all ihren Erscheinungen studieren. Der aufregend geformte Roadster neigt sich mit nochmals komprimierten Abmessungen derartig dem Asphalt zu, dass man am liebsten gleich vom Messestand wegbrausen würde.

Erstes Maßnehmen im Jaguar XE, einem der wenigen essenziellen Neuzugänge dieser Tage, offenbart ebenfalls ein knapp geschnittenes, leichtes Aluminiumblechkleid, das Agilität und Sparsamkeit befördern soll. Schade, dass das Cockpit so konventionell ausgefallen ist – hier erfreut einzig der stummelige, abgeflachte Aluschaltknüppel, der sehr kurze Wege ins Getriebe verspricht, falls dann, in Zeiten der Neungangautomatik, noch jemand selbst schaltet.

Zurück zu den Hausmarken: Renault zeigt mit dem neuen Espace, wie das einst pionierhaft betriebene Raum- und Van-Konzept in eine Welt der SUV passen könnte. Das Auto nur mehr in voller, ehemals Grand-Espace-Länge zu haben ist offenkundig nicht mehr der Blickfänger des Urmodells, wirkt innen und außen allerdings sehr appetitlich.

Mit einer Plug-in-Hybridstudie deutet die Marke eine Nebenlinie zu den Elektromodellen an, notwendig geworden durch gesetzliche Rahmenbedingungen, die von allen den plumpen Trick mit völlig unrealistischen Normverbräuchen (und damit Emissionen) einfordern. Technisch interessanter Ansatz von Kia: Der T-Hybrid setzt auf ein 48-Volt-Stromnetz, das neben dem E-Motor auch den Turbolader des Verbrennungsmotors elektrisch in Bewegung bringt, und auf eine Blei-Kohle-Batterie, die billiger als Lithium-Ionen-Technik ist. Die Zukunft aber, sagt man sich unter der Hand, kann ohnehin nur der Wasserstoff sein.

Wir werden sehen, wie es dann mit der Freude steht.

MONDIAL DE L'AUTOMOBILE

Motorshow Paris. Die Messe in der französischen Hauptstadt gilt als erste Automobilausstellung von internationaler Bedeutung.

Im Jahr 1898 erstmals abgehalten, zogen die 232 ausgestellten Motorwagen damals 140.000 Besucher an. Im Jahr 2012 wurden über 1,2 Mio. Besucher gezählt, damit liegt Paris zahlenmäßig vor der Tokio Motor Show (0,9 Mio.) und der IAA Frankfurt (0,9Mio.). Auf 96.000 m2Fläche werden in diesem Jahr (von 4. bis 9. September) 100 Weltpremieren gezeigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.