Cabrios: Das Dach bleibt drauf

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Der Markt für offene Autos hat sich in sechs Jahren fast halbiert. Es liegt nicht an der Sonne.

In den großen Märkten Asien, Südamerika und Russland gelten Cabrios seit jeher als nahezu unverkäuflich. Kein Dach über dem Kopf zu haben, das ist ungefähr das Letzte, was sich zum Beispiel chinesische Autokäufer von ihrem Auto wünschen – aus allerlei guten Gründen. Auch in den Golfstaaten könnte man ebenso gut Wohnungen oder Häuser ohne Dach verkaufen wollen.

Doch auch in den traditionellen Märkten für Cabrios und Roadster – den USA und Europa – sinkt die Nachfrage drastisch. Wurden im Jahr 2007 (nach einer Schätzung von PricewaterhouseCoopers) noch 827.000 Cabrios verkauft, waren es im Vorjahr nur noch etwa 444.00 Exemplare. Das ist weniger ein Einbruch als der veritable Niedergang einer Gattung. Denn die Prognosen sehen den Trend fortgeführt.

Der finnische Kfz-Zulieferer Valmet, der zu den Top drei unter den Herstellern von Cabriodächern zählt und erst 2010 den deutschen Traditionsbetrieb Karmann übernommen hat, will die Sparte bis 2017 gänzlich aufgeben. Auch beim Marktführer Webasto ist man der Ansicht, dass der Markt drei große Anbieter nicht mehr trägt, so das Fachmagazin „Automotive News“.

Trend zum SUV

Die Gründe für die mangelnde Nachfrage sind vielfältig. Doch dürften sie im Wesentlichen in der Stimmung der Käufer zu finden sein. Cabrios und Roadster sind Ausdruck von Zuversicht und zeugen von einer gewissen Bereitschaft des Fahrers, sich zu exponieren. Mit Einsetzen der Wirtschaftskrise 2008 kamen diese Motive aber großflächig abhanden. Stattdessen setzte auch in Europa ein regelrechter SUV-Boom ein, der heute bereits fast alle Fahrzeugklassen umfasst. Das Verhältnis Cabrio zu SUV in der Produktion beträgt heute etwa eins zu 20.

Die Hersteller tragen dem Trend Rechnung, indem sie das Sortiment bereinigen oder offene Baureihen kostengünstiger lancieren, etwa durch Kooperationen. So kommt der neue Mazda MX-5 auch als Fiat auf den Markt. Bei Volkswagen gilt der Eos als Streichkandidat. tiv

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2014)

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