BMW: Das Superbike mit eingebautem Renningenieur

(c) Mueller
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Mit der neuen Version der BMW S1000RR haben sich die Bayern tatsächlich selbst übertroffen. Diese Maschine ist derzeit das Maß aller Dinge im Superbike-Segment.

Mitte Oktober, knapp 30 Grad im schönen Andalusien, und die brandneue BMW S1000RR kreischt unter dem Sitzmuskel – eine verlängerte Bike-Saison, die kaum ansprechender ins Finale hätte gehen können. Mit großer Spannung wurde die Überarbeitung der 2009 vorgestellten S1000RR erwartet, damals ein schöner Wirbel im Superbike-Segment. Übertreffen sich die Bayern dieses Mal selbst? Bei der fabelhaften Performance des alten Modells nur schwer vorzustellen.

Antworten auf diese brennenden Fragen erhielten wir auf dem Racetrack Monteblanco in der Nähe von Sevilla, wo wir bei der Pressevorstellung das Knie am Asphalt schleifen durften. Gleich vorweg: Die neue S1000RR ist ein Wunderwerk des Motorradbaus, sowohl was Mechanik als auch Elektronik anbelangt. Die Leistung des Reihenvierzylinders wurde durch eine Überarbeitung des Zylinderkopfs, der Nockenwelle und der Ventile von 193 auf 199 PS gesteigert. Die Kraftentfaltung des neuen Aggregats ist linearer. Zudem gelang es, das maximale Drehmoment über ein breites Drehzahlband von 9500 bis 12.000 Umdrehungen verfügbar zu machen. An der Geometrie der Maschine wurde ebenfalls gefeilt; sie besitzt eine längere Schwinge für bessere Traktion und liegt etwas höher, was mehr Schräglage auf der Rennstrecke erlaubt.

Abgespeckte Rakete

Sogar abgespeckt hat die bayerische Rakete, mit 204 kg vollgetankt ist sie vier kg leichter geworden – fast ein 1:1-Verhältnis! Äußerlich: Zwischen kantigem Purismus und Understatement angesiedelt, versprüht die Maschine einen aggressiven Charme, der ihre Wildheit erahnen lässt. Die asymmetrische Front ist geblieben, jedoch ist die Anordnung der Leuchten vertauscht, wodurch Alt und Neu auf Anhieb unterscheidbar sind.

Die erstklassige Traktionskontrolle bietet fünf unterschiedliche Modi: Rain, Sport, Race, Slick und User. Die Dynamische Traktionskontrolle (DTC) regelt die Gasannahme und verhindert das Schlüpfen des Hinterrads. Vollgas am Kurvenausgang ist möglich, ohne per Highsider abgeworfen zu werden – ein deutlicher Zugewinn an Sicherheit. Slick und User sind die neuen Modi. Slick steigert die Performance am Ring; im User-Modus kann sich der Fahrer beliebige Parameter aus dem System zusammenstellen. Neben dem DTC sorgt das DDC (Dynamisches Fahrwerk) durch Berechnungen im Millisekundenbereich dafür, dass Vorder- und Hinterradgabel stets die optimale Bodenhaftung aufweisen. Zug- und Druckstufe sind ohne Griff zum Schraubenschlüssel elektronisch einstellbar. Generell bietet das Cockpit eine Fülle an Informationen. Besonders erfrischend fanden wir den Schräglagenmesser, der uns ein Maximum von 58 Grad attestierte! Interessant für Racer ist die Kombination aus HP Race Calibration Kit 3 und Data Logger. Damit lassen sich alle nur erdenklichen Parameter aus dem Bike auslesen, analysieren und via GPS für jede einzelne Kurve der Rennstrecke optimal einstellen. Was bisher nur im Profisport möglich war, gibt's nun von der Stange! Fazit: Sie liegt wie auf Schienen, lässt sich fantastisch fahren – ein enormes Kraftpaket mit modernster Technik. grund

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2014)

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