Land Rover: Durchkommen lautet die Devise

(c) Werk
  • Drucken

Mit dem Discovery Sport sortiert Land Rover die Baureihen neu. Der Hersteller hat ein erstaunliches Comeback hingelegt – nicht nur wegen des weltweiten SUV-Booms.

Land Rover ist das Zugpferd der englischen Markengemeinschaft Jaguar Land Rover, kurz: JLR. An Absatz und Profit ist die SUV-Sparte der sportlichen Edelmarke derzeit weit voraus. Aber allein schon die Tatsache ihres Prosperierens ist aus der Perspektive des düsteren Autojahres 2008 mehr als erstaunlich: Damals galten beide Marken als abgewirtschaftet, und speziell das Fach der SUV schien in der Krise keine Zukunft zu haben: zu groß, zu durstig, von gestern. JLR ging in jenem Jahr günstig vom Ford-Konzern an die indische Tata-Gruppe.

Neuanfang

Heute sind SUVs in jeder Größe und jedem Zuschnitt weltweit gefragter denn je, weswegen sich die reine SUV- und Geländewagenmarke Land Rover nicht erst neu erfinden musste – höchstens qualitativ. Der englischen Ware eilte ja nicht der beste Ruf voraus. Mit dem Evoque gelang ein Wurf, der den Neuanfang der Marke zementierte. Mit dem neuen Discovery Sport, der den Freelander ersetzt, werden die Baureihen nun frisch in drei Linien geordnet: Es gibt den nobleren Range-Rover-Zirkel, die mittelständische Discovery-Familie und die robuste Defender-Ecke, die 2017 neu auf die Welt kommen wird. Über allem prangt das stolze Premium-Siegel, das einen aus den Scharmützeln des wankelhaften Massenmarkts heraushält und soweit für schöne Renditen sorgt.

Insofern darf man den Einstiegspreis von 33.350 Euro für den Discovery Sport nicht missverstehen – es handelt sich um die wohl eher theoretische Variante nackter Armut: Frontantrieb, manuelles Getriebe, kaum Ausstattung und auch keine Sitzplätze sechs und sieben: Dürften wir in der Preisklasse einen Kia empfehlen?

Interessant wird es erst mit der formidablen Neun-Gang-Automatik und dem Allradantrieb, mit dem erst der Passierschein für verschneite Bergpässe ausgestellt wäre – vom rauen Gelände, in dem man mit einem Landy nie ganz fehl am Platz ist, sei da noch gar nicht die Rede.

Kaktus im Blickfeld

Als klassischer SUV ist der Disco Sport zunächst für die Straße gedacht. In der Anmutung überragt das mit 4,6 Metern Länge nur mit Mühe den Kompakten zuzuordnende SUV den ausgelaufenen Freelander spontan um Klassen. Das Auto wirkt wie aus einem Guss, mit gefälligen Proportionen und einem knapp geschnittenen Greenhouse (=die verglasten Flächen), das Dynamik darstellen soll.

Ein Eindruck, der sich am Steuer durchaus bestätigen lässt. Bei allen getesteten Motorvarianten– allesamt Vierzylinder von 150 und 190 PS (beide Diesel) bis 240 PS (Benziner) – hängt das Auto schön am Gas. Mit neun Stufen fällt es der Automatik auch leicht, immer das richtige Drehzahlfenster parat zu haben. Das Cockpit übt sich in größtmöglichem Verzicht auf Knöpfe und Schalter und bietet neben hübschen, unverstellten Oberflächen einen Touchscreen, der nahezu alle Belange des Bordsystems steuert. Sogar der Wahlhebel der Automatik verschwindet bei Nichtgebrauch in der Versenkung, mittlerweile JLR-Markenzeichen.

Die Voreinstellung für den zu befahrenden Untergrund (Terrain Response), ob bei Schneelage oder mit Kaktus im Blickfeld, ist in einer Schalterzeile zu finden – Offroad-Folklore, denn im Grunde kann man die Regelsysteme stets im Automatikmodus belassen.

Auf dem Bildschirm kann man dann beobachten, wie die Kraft per Haldex-Kupplung zwischen den Achsen verteilt wird. Schade übrigens um jeden Tag im Disco, der ohne Wasserdurchfahrt vergeht! Die Wattiefe ist mit 60 cm respektabel, und Sensoren in den Außenspiegeln messen, wie hoch das Wasser noch steigen darf, bis es ganz oben in den Radkästen in die Motoransaugluft geriete. Dann freilich wäre auch ein Land Rover am Ende.

LAND ROVER DISCOV. SPORT

Maße L/B/H 4599/2069/1724 mm. Radstand 2741 mm. Leergewicht ab 1744 kg. Ladevolumen 829 Liter. 5/7 Sitze.

Motoren Reihen-Vierzylinder. Benzin (1999 ccm, 177 kW/240 PS oder Diesel (1999 ccm, 110 kW/150 PS bzw. 2179 ccm mit 110 kW/150 PS und 140 kW/190 PS. Neun-Gang-Automatik bzw. Sechs-Gg. manuell. Allradantrieb bzw. 2WD.

Preis ab 33.350 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.