Mercedes CLA: Ein Motor, der von sich hören macht

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Geräusch und die Mühen des winterlichen Kaltstarts empfehlen den 180CDI nicht als Idealbesetzung im windschlüpfrigen Mercedes CLA.

Die Kompaktklasse ist ja so etwas wie die Maximierung des Minimalen. Viel Platz in einem nicht besonders großen Autos ist eine der Haupttugenden der Kompakten. Das Praktische rückt in den Vordergrund, Schönheit ist nicht Pflicht, sondern bloß die Kür.

Man könnte meinen, dass dieses Prinzip beim Bau des CLA180 umgekehrt wurde. Das Auto, Mercedes nennt es Coupé, genau genommen ist es eine Fließhecklimousine, steht geduckt da, die Karosserie sieht länger aus, als sie ist (4,63 Meter), gar nicht nach Kompaktklasse. An den Seiten fliehen zwei kühn geschwungene Schweller ab dem Vorderrad auseinander, um dann im Heck wieder zusammenzufließen, was das coupéhafte Aussehen des CLA unterstreicht. Das Design ist derzeit sicher das gelungenste in der Klasse, noch dazu mit einem sensationell niedrigen cW-Wert. Doch die geduckte Form des Daches bringt unerfreuliche Eigenschaften mit sich. Der Kopf des etwa 187 cm großen Testfahrers ist nur wenige Millimeter von der Sonnenblende entfernt und stößt dort auch mal an. Die Rundumsicht lässt zu wünschen übrig, besonders die A-Säulen kosten Übersicht. Der Kofferraum ist mit 380 Liter Volumen ausreichend, das Beladen ist wegen der kleinen Kofferraumöffnung und der hohen Ladekante aber mühsam. Wenn der CLA innen nicht ganz so praktisch ausgefallen ist, schön ist er allemal. Das Innendesign – das Armaturenbrett ist aus der A-Klasse übernommen, ebenso wie die technische Basis des CLA – ist stilvoll und elegant gestaltet.

Ein Mercedes-Taxi, bitte

Der Dieselmotor des CLA erinnert uns leider ein wenig an alte Mercedes-Taxis, was die Geräuschkulisse anbelangt. Denn der Motor im CLA 180CDI (109PS) ist für einen Vierzylinder der Premiumklasse laut. Nicht, dass er rüde vor sich hin nagelt wie seine Urahnen, das tut er nur beim zuweilen schleppenden Kaltstart. Aber wenn die Drehzahl in höhere Bereiche vordringt, wird das Aggregat unangenehm hörbar, mit Vibrationen im Innenraum.

Im Fahrbetrieb gibt sich der CLA von seiner besten Seite. Längere Bodenwellen werden brav geschluckt, nur bei kurzen Stößen dröhnt es im Innenraum etwas, hier plagt sich das Fahrwerk ein wenig. Die Karosserie kommt kaum ins Wanken, weder beim Bremsen noch in den Kurven. Die Lenkung: schön genau und direkt.

Ein wenig rätseln wir: Wen will Mercedes mit dem CLA ansprechen? Vielleicht jene, denen die C-Klasse-Limousine zu teuer geworden ist. Denn wer Kompaktes von Mercedes will, ist mit der A-Klasse (40 Liter weniger Kofferraum, doch praktischer zu beladen) gut bedient, zumal der Preis weit auseinanderklafft: So kostet die A-Klasse als 180CDI ab 26.890 Euro, beim CLA 180CDI ist man erst ab 32.190 Euro dabei. (md)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2015)

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