Volvo: Ein alter Schwede überzeugt mit neuem SUV

(c) Werk
  • Drucken

Lang musste man warten, jetzt meldet sich Volvo mit dem hochwertigen XC90 eindrucksvoll zurück.

Die wichtigste Frage vorweg: Wie fährt er sich? Kaum ein Auto wurde so oft vorgestellt, ohne dass man ihn fahren durfte, wie der neue Volvo XC90. Erst hat man ihn nur hergezeigt. Ein paar Wochen später durfte man in ihm Platz nehmen. Jetzt also konnte man ihn endlich fahren. Und kann folgende Antwort geben: überraschend gut.

Denn natürlich schwingt viel Skepsis mit, wenn man die nackten Zahlen sieht: 4,95 Meter lang, 2,14 Meter breit, 1,77 Meter hoch, um die zwei Tonnen schwer – Volvos komplett neues Flaggschiff hat ordentlich zugelegt. Und das alles soll ein Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum bewegen? Und zwar nur ein Vierzylinder! Als V8 bietet man den XC90 nicht mehr an, obwohl das gerade auf dem wichtigen US-Markt für viele die einzig richtige Motorisierung ist.

Unaufgeregtes Fahren

Wir sitzen also im D5 Biturbo-Diesel, der mit seinen 225 PS zweifellos die meistverkaufte Variante in Österreich sein wird, geben Gas und fahren los – unaufgeregt ist die richtige Beschreibung. Weder beschleunigt der Biturbo derart, dass man verblüfft wäre, noch muss er sich merkbar anstrengen. 470 Newtonmeter Drehmoment auf dem Papier übersetzen sich in der Praxis in ein entspanntes Fahren, das von der nahtlos schaltenden Achtgangautomatik unterstützt wird.

In dem Fall hört man im Innenraum auch nur ein dezentes Brummen des Dieselmotors. Tritt man allerdings etwas fester auf das Pedal, müht sich der Biturbo hörbar ab. Will man das öfter machen und etwas sportlicher unterwegs sein, empfiehlt sich eher der Benziner mit Kompressor plus Turbo, der 320 PS liefert. Und wer doch gern einen V8 gehabt hätte, greift zum T8 Twin Engine und wählt die Power-Einstellung: Vorn treibt ihn dann ein Vierzylinder-Benziner mit 320 PS an, hinten ein Plug-in-Elektromotor mit 80 PS. Das bringt Kraft, aber nicht weniger Verbrauch. Man kann auch einen gewöhnlichen, sparsameren Hybrid-Modus wählen oder einen rein elektrischen Antrieb, in dem man lautlos und umweltfreundlich etwa 40 Kilometer weit kommt.

Der neue XC90 ist nicht ein überarbeiteter alter XC90, sondern ein völlig neues Auto. Man spürt es dankbar, wenn man die ersten Kurven auf der Landstraße fährt. Hier ist kein Wanken und Schwanken mehr, das SUV liegt satt auf der Straße und reagiert gut auf Richtungswechsel. Die neue Radaufhängung an der Vorderachse hilft, Untersteuerungstendenzen auf ein Minimum zu reduzieren.

Eine optionale Luftfederung erlaubt fünf Fahrmodi, neben Komfort auch Eco, Dynamik, offroad sowie ein individuell konfigurierbares Programm. Praktisch ist die Luftfederung auch für kleinere Passagiere: Beim Ein- und Aussteigen senkt sich das SUV um vier Zentimeter ab, erst wenn man den Motor startet, wird die Bodenfreiheit wieder vergrößert.

Schreiben wir kurz über das, was einen Volvo auszeichnet: die Sicherheit. Auch hier bietet man im XC90 wieder zwei Weltneuheiten. Einmal einen Kreuzungsbrems-Assistenten, der das Fahrzeug beim Linksabbiegen automatisch bremst, wenn es in den Gegenverkehr zu steuern droht (egal, ob das ein Auto, ein Fahrradfahrer oder ein Fußgänger ist). Das andere Feature ist eine „Run-off-Road-Protection“, die erkennt, wenn das Auto von der Fahrbahn abzukommen droht, und Sicherheitssysteme aktiviert.

Serie sind weiters ein Aufmerksamkeitswarner, ein Spurhalteassistent, der nicht nur vibriert, sondern auch automatisch zurück in die Spur lenkt, und eine Verkehrszeichenerkennung. Gegen Aufpreis (1550 Euro netto) gibt es unter anderem einen adaptiven Tempomat und eine Stau-Automatik, die sich bis Tempo 50 hinter ein anderes Auto hängt, automatisch bremst, beschleunigt und lenkt.

Innen überzeugt der XC90 mit einem großen Touchscreen, der an ein iPad erinnert und über den man alle Funktionen des Autos – von der Klimaanlage bis zum Fahrmodus – kontrollieren kann. Die Steuerung ist für jeden Tabletnutzer intuitiv. Geblieben sind nur noch sieben Knöpfe auf der Mittelkonsole, wodurch der Innenraum sehr distinguiert wirkt.

Der neue XC90 ist ab Ende Mai in Österreich in zwei Varianten verfügbar: als D5-Diesel mit 225 PS ab 58.450 Euro und als T6-Benziner mit 320 PS ab 67.950 Euro. Der Twin-Engine folgt im Sommer (ab 77.800 Euro), im Herbst kommen ein 190-PS-Diesel (nur Frontantrieb) und ein 254-PS-Benziner.

Gut ausgerüstet ist man mit der Variante Momentum, die in der D5-Version 63.520 Euro kostet. Mit ein paar Zuckerln nähert man sich den 70.000 Euro und hat dafür ein weitestgehend perfektes SUV.

DATEN

Maße: 4950/2140/1776 mm

Radstand: 2984 mm

Leergewicht: 2078 bis 2350 Kilogramm

Gepäckraumvolumen: 721 bis 1886 Liter

Beschleunigung von null auf 100 km/h: 7,8 Sekunden (D5), 6,5 Sekunden (T6) Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h

Verbrauch: 5,8 Liter (D5); 8 Liter (T6)

CO2: 152 g/km (D5), 186 g/km (T6)

Motor: alle 1969 cm3 Hubraum; 320 PS (T6); 225 PS (D5)

Preis: ab 58.450 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.