Elektro-Auto: Geister, die man rief

(c) Michaela Bruckberger
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Norwegen hat viel getan für die Verbreitung von E-Autos – das kostet nun. Hält die Courage?

Mehrmals haben wir schon berichtet: Norwegen ist das Dorado der Elektromobilität. Ein Drittel aller europäischen Verkäufe von E-Fahrzeugen verbucht das Land mit seinen 5,1 Millionen Einwohnern.

In den ersten Monaten des Jahres kamen elektrische Antriebe auf einen Marktanteil von 20 Prozent, mit anderen Worten: Jedes fünfte verkaufte Auto ist ein Stromer. Anfang der Woche wurde in dem Land das 50.000. Elektroauto zugelassen.

Keine Gebühren

Das hat die Regierung nach Kräften gefördert: Wer ein E-Auto kauft, erspart sich Mehrwertsteuer, Maut- und Parkgebühren und darf obendrein die Busspur benützen.

Nun gibt es allerdings kritische Stimmen zu dem Programm: Der Staat spüre bereits die Einkommensausfälle, die mit den Förderungen einhergehen.

An einem Elektroauto ist im laufenden Betrieb nichts mehr zu verdienen. Wenn im Mai das Budget vorliege und die exakten Verluste aus entgangenen Steuereinnahmen vorlägen, wolle man die Förderung prüfen, heißt es aus dem norwegischen Finanzministerium.

Erst zwei Prozent

Die Interessengemeinschaft Elektroauto möchte die staatliche Hilfestellung freilich fortgesetzt sehen. Insgesamt seien erst zwei Prozent aller im Lande fahrenden Autos elektrisch angetrieben. Zur Erreichung der geplanten CO2-Einsparungen müsse dieser Anteil, der weltweit einsam führend ist, noch deutlich steigen.

Die beliebtesten E-Modelle im Land sind das Tesla Model S, der BMW i3 und der E-Golf. Dank der Förderung ist ein Tesla nur unwesentlich teurer als ein konventioneller VW Golf.

Interessant am Modell Norwegen ist auch die Tatsache, dass die Förderungen alternativer Antriebe im Wesentlichen durch den Export von Erdöl und Erdgas finanziert werden. Der Strombedarf des Landes, damit auch der Ladestationen, wird weitgehend aus Wasserkraft gedeckt. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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