Karriere eines verdienten Außendienstlers

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Stets heißt es, mit dem VW Passat, zumal in Kombi-Variante, könne man nichts falsch machen. Das stimmt im Fall des 2.0 TDI mit manuellem Getriebe allerdings nur bedingt.

Der Passat, das alte Schlachtross. Wer hätte gedacht, dass der lange nur als Westbahn-Express für Außendienstler wahrgenommene Mittelklasse-Pragmatiker einmal so dastehen würde wie in der aktuellen Generation? Hinter seiner Präsenz knistert förmlich die Premium-Ambition. VW hat die Front schön in die Breite gezeichnet, das sieht geschliffen und progressiv aus, aber noch nicht auftrumpfend. Das knapp 4,8 Meter lange Auto erntet anerkennendes Interesse: Was aus dem geworden ist!

Begehrlichkeit

Der Passat ist ja auch verdammt dazu, Begehrlichkeiten auszulösen, wenn Škoda das Praktische genauso gut beherrscht. Deshalb sollte man auch beim Kombi und nicht weit unter Highline einsteigen (ab 38.990 Euro, wie getestet als 2.0 TDI mit 150 PS), jenem Ausstattungsniveau, das zum Selbstverständnis der achten Generation am besten passt.

Die aktuelle Plattform-Architektur von VW hat mehr Platz im Innenraum geschaffen, mit 650 Litern Laderaum (maximal: 1780 Liter) kann man sich eigentlich nur noch mit einem Lieferwagen bedeutend verbessern. Geradezu verblüffend das Fahrwerk, das höchsten Autobahnkomfort ebenso darbietet wie geradezu frivole Sportlichkeit, wenn es einen juckt und die richtigen Kurven parat sind.

Das Wohl-, mitunter Hochgefühl trübt allerdings die Stadtfahrt, wenn man den fatalen Fehler begangen hat, kein DSG zu bestellen.

So souverän sich die 150 PS im höchsten Gang auch anfühlen: Der Dieselmotor klebt im Stop-and-go-Verkehr tranig an der Kupplung, und zu schalten ist absolut unermüdlich, wenn man in diesem schmalen Fenster bleiben will, in dem der Turbo schon präsent und die Drehzahl noch nicht unangenehm hoch ist. Dass dies überhaupt kein Motor für den Stadtbetrieb ist, nicht nur der Schadstoffe wegen, bekommt man mit manuellem Getriebe in aller ratternden Deutlichkeit vor Augen geführt.

Beim Dienstwagenpoker also unbedingt auf DSG bestehen, die Krönung freilich wäre ein schöner Turbo-Benziner – kultiviert, kräftig und garantiert ratterfrei. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2015)

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