Honda Civic: Mehr PS an der Vorderachse hat es noch nicht gegeben

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Der Honda Civic ist der Nonkonformist seiner Klasse – passend ist der neue Type R radikal wie kein anderes Kompaktauto.

Seit Ende der Neunzigerjahre gibt es R-Derivate aus dem Haus Honda. Stets waren sie auf ihre Weise beinharte Sportler. Da macht auch die neueste Auflage des Civic keine Ausnahme. Schon von außen machen ein mächtiges Spoiler-Werk, Kotflügelverbreiterungen, eine Vierrohrauspuffanlage und dramatische seitliche Lufteinlässe darauf aufmerksam, dass man es bitterernst meint.

Innen empfangen Sportsitze mit extrem hohen seitlichen Wangen Fahrer und Beifahrer mit einem hoffentlich nicht allzu breiten Becken sowie ein Armaturenbrett mit allen möglichen Infos über die Befindlichkeiten des Triebwerks. Das hat es freilich in sich. Erstmals hat Honda zu einem Turbolader gegriffen, auch um im Tourenwagenbewerb WTCC (aus dem der Type R abgeleitet ist) konkurrenzfähig zu sein.

Das bedeutet 310 PS bei 6500 Touren und ein Drehmoment von 400 Nm bei 2000 U/min – und, entgegen den Usancen, eine nicht abgeregelte Spitze von 270 km/h.

Auch beim Fahrwerk hat man sich nicht lumpen lassen, nimmt man für sich doch in Anspruch, den aktuell stärksten Fronttriebler der Welt zu bauen – bei moderaten 1382 kg Gewicht. Das bedeutet adaptives Fahrwerk, mechanische Differenzialsperre, Bremsen vom italienischen Nobelhersteller Brembo. Dies ist umso interessanter, als Honda mit dem japanischen Bremsenhersteller Nissin einen eigenen Anbieter im Konzern hat. „Es wurde hier das Beste verbaut, was auf dem Markt erhältlich ist“, erklärt dazu Honda-Austria-Geschäftsführer Roland Berger.

Auf dem Slowakia-Ring, der Rennstrecke in der Nähe von Bratislava, kann der R seine Talente voll ausspielen. Zielgenaues Einlenken, wenige Reaktionen an der Lenkung trotz der „nur“ angetriebenen Vorderräder und ein begeisterndes Triebwerk machen den heißen Civic zu einem echten Rennstreckeninstrument, mit dem man gar nicht aufhören will, schnelle Runden zu drehen.

Vor allem im R-Modus wird der Honda zum brüllenden Biest, die Lenkung direkter, das Fahrwerk härter und die Gasannahme direkter. Spaß macht auch das knackige Getriebe mit seinen extrem kurzen Schaltwegen, Automatik oder DSG gibt es auch für Geld und gute Worte nicht.

Auf der Straße ändert sich jedoch das Bild – oder eben nicht: Auch im gemäßigten Modus ist das Auto bretthart, Landstraßen dritter oder noch höherer Ordnung erfordern Leidensfähigkeit von der Besatzung. Oder viel Sportsgeist.

Nicht gespart hat man diesmal mit der Ausstattung. Waren frühere R-Versionen eher spartanisch, so gibt es nun neben der Klimaanlage eine Rückfahrkamera, ein hochwertiges Audiosystem und vieles mehr. Zudem bietet die GT-Version noch eine Menge mehr an Ausstattung. Gemessen an der Performance sind 37.190 Euro für den Type R fast als Kampfpreis zu verstehen. Die luxuriösere GT-Version schlägt mit 40.390 Euro zu Buche. Marktstart: September 2015. (ff)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2015)

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