Mini: Die Straßenrakete aus dem Kaugummiautomaten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Größte unter den Kleinen: Als John Cooper Works steht der Mini für die schnellste Auslegung des Lifestyle-Vehikels. Zünftige 231 PS, jede Menge Gadgets und punktgenau gesetzte Fehlzündungen sorgen für reichlich Unterhaltung.

Seit 2001 werden Fahrzeuge der Marke Mini unter der Ägide von BMW produziert. Und bis heute funktioniert das Konzept des poppigen Lifestyle-Autos. „Hast du den aus dem Kaugummiautomaten?“ fragt ein Staunachbar auf der Südosttangente.

Viel hat Mini seit 2001 am Design der Autos nicht verändert. Der Mini John Cooper Works, den wir testen durften, unterscheidet sich äußerlich von den schwächeren Modellen vor allem durch einen Schlitz in der Motorhaube und ein Doppel-Auspuffendrohr. Vorn beatmen große Lufteinlässe den Motor, am Heck prangen ein Diffusor und ein geteilter Dachspoiler. Und natürlich hat der stärkste Mini bis dato auch Rallyestreifen.

Verspielt wie immer auch das Interieur des Mini. Der Schirm, der den Fahrer über Navi, Multimedia und Telefon sowie Fahrzeugeinstellungen im Bilde hält, erinnert an den künstlichen Horizont in einem Flugzeug, auch die Schalter sind jenen in einem Cockpit nachempfunden. Ein weiterer Unterschied zu zahmeren Minis sind die Sportsitze – straff, guten Halt bietend, dennoch nicht unbequem. Die Sitze sind mit dunklem Veloursleder bezogen.

Für der Bedienung des John Cooper Works sind zahlreiche Assistenzsysteme mit an Bord. So hilft ein Tempomat mit Abstandsregelung dabei, dass das Fahren im Kolonnenverkehr nicht zur Nervenprobe wird. Ein Auffahr- und Personenwarnungsassistent mit Bremsfunktion sorgt für mehr Sicherheit. Eine wirklich feine Sache ist auch das Head-up-Display. Es zeigt nicht nur Geschwindigkeit oder Navi-Anweisungen, sondern auch die aktuelle Drehzahl, ohne dass man den Blick von der Straße nehmen muss. Das hilft vor allem, wenn man das Sechsgang-DSG, mit dem unser Testwagen ausgestattet ist, per Schaltwippen dirigiert. Man ist immer über den optimalen Schaltzeitpunkt im Bilde. Natürlich auch akustisch.

Damit kommen wir zur eigentlichen Stärke des John Cooper Works. Dem sportlichen Fahren. Mini bemüht in diesem Zusammenhang regelmäßig den Vergleich mit einem Gokart. Dazu sei gesagt, dass ein Gokart Heckantrieb hat, der Mini jedoch Frontantrieb. Das ist natürlich ein wesentlicher Unterschied.

Was am ehesten einem Gokart ähnelt, ist die Straßenlage des John Cooper Works. Die Federung ist hart, der Mini liegt auf der Straße wie ein Brett. Schnelle Kurven durchfährt er wie auf Schienen, nicht zuletzt dank Stabilitäts- und Traktionskontrolle. Damit das Gefühl von sportlichem Fahren dennoch aufkommt, greifen die Kontrollen aber immer erst relativ spät ins Geschehen ein, sodass das Auto am Kurvenausgang doch ein wenig schwänzelt.

Der Zwei-Liter-Vierzylinder-Twinturbo-Benziner im John Cooper Works leistet beachtliche 231 PS, was eine Beschleunigung auf 100 km/h binnen 6,1 Sekunden ermöglicht. Die Tachoanzeige reicht bis 260 km/h. Das ist keine Übertreibung, die Höchstgeschwindigkeit des Mini liegt bei 246 km/h. Und last, not least ist der John Cooper Works ein echtes Klangerlebnis. Dank Sounddesign beginnt das Auto schon beim Start bedeutungsvoll zu grollen, beim fest Beschleunigen und Herunterschalten wird das Auspufftrompeten von inszenierten Fehlzündungen begleitet.

Mit dem John Cooper Works hat sich Mini in Sachen Fahrspaß selbst übertroffen. Und dennoch hat das Auto auch praktische Seiten. Besonders gut hat uns diesbezüglich gefallen, dass der Dreitürer auf dem Beifahrersitz eine Isofix-Vorrichtung hat, was das mühsame Einfädeln eines Kindersitzes erspart. Der John Cooper Works kostet mit Automatik 33.371 Euro. (md)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2015)

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