Mazda MX-5: Austerität, die Freude macht

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Knapp geschnitten, vergleichsweise frugal motorisiert und unverändert leistbar: Mazda hat den Roadster MX-5 neu aufgelegt – doch ganz im Sinn seiner Erfinder belassen.

Die Heydays der Gattung sind vorbei, auf dem globalen Markt zählen Roadster kaum: In Asien hält man null von den knapp geschnittenen, sportlichen Zweisitzern, die ihre Insassen der Straße und dem Fahrtwind maximal exponieren. Selbst bei uns lebt man den automobilen Freiheitsdrang heute lieber mit SUVs jeden Zuschnitts aus.

Eine Sonderrolle nimmt der MX-5 ein. Er war Urheber der Roadster-Renaissance Ende der 1980er-Jahre, nachdem die Klassik in den Sixties getobt hatte, hauptsächlich mit englischen Fabrikaten. Die Prämisse des ersten MX-5 von 1989 geht auf die Skizze eines amerikanischen Motorjournalisten zurück: leicht, leistbar, Heckantrieb.

In konsequenter Beibehaltung der Rezeptur hat sich Mazda der branchenüblichen Gewichts-, Größen und PS-Zunahme stets verweigert – bis hin zur vierten Generation, die sogar kleiner (minus 10cm in der Länge) und leichter (minus 100kg) als der Vorgänger wurde. Während es eine (hauptsächlich vom US-Markt geforderte) 160-PS-Variante mit 2,0-Liter-Motor gibt, wurde der neue MX-5 ganz eigentlich um den 1,5-Liter-Motor mit 131PS konstruiert – die Zahl, die hier beeindruckt, ist das Gewicht von um die 1000 Kilogramm (das Werk nennt gar 975 kg).

Leichtes Licht

Kann man also ohne Bedenken ein paar Tausender sparen? Als G130 gibt es den MX-5 ab 25.990 Euro, der G160 kostet ab 32.590 Euro. Im Umland von Barcelona ließen wir uns in beiden Versionen vom Fahrtwind die Haare zerzausen.

Doch zunächst der Look des Roadster in seiner vierten Generation: Uns gefällt er außerordentlich, auch die schlitzartig verengten Scheinwerfer. Um so kleine Leuchten realisieren zu können, wurde LED-Technik verwendet – die auch Gewicht spart, so Mazda.

Das Blechkleid ist wie ein Tuch über die Karosserie gespannt – man sieht im Vergleich zum Ur-MX-5, was heute im Presswerk alles möglich ist. Trotz zierlicher Abmessungen wirkt das Auto muskulös, besonders knackig die Heckansicht, die an Jaguar F-Type und BMW Z4 erinnert, ohne in Plagiatsverdacht zu geraten. Die Außenhaut ist an den Türen bis ins Innere gezogen, man wollte die Wahrnehmung erzielen, das Auto wie ein Kleidungsstück zu tragen.

Es sitzt jedenfalls, mit der einen Hand am schön dünnen Kranz des Lenkrads, mit der anderen am Schalthebel, der wahrlich keine langen Wege durchs Getriebe zurücklegt. Klassische Instrumente, Startknopf, optionales Sieben-Zoll-Display samt Mazdas Bordsystemsteuerung mit Dreh-und-drück-Regler. Gegen Aufpreis macht eine Bose-Anlage Dampf. Wir hören aber lieber den Motor, das Verdeck ist mit einmal Drücken und einem knappen Handgriff nach hinten geworfen.

Der 1,5-Liter-Motor entzückt auf den ersten Metern. Zum schaltfaul Dahinrollen stellt er eine brauchbare Drehmomentwelle bereit, lichtet sich der Verkehr, winden sich die Kurven, lockt man ihn mit Drehzahlen bis 7500/min aus der Reserve. Oben hängt er schön am Gas und trompetet kernig.

Auf der Landstraße entfaltet sich der typische MX-5-Zauber – das Fahren fühlt sich aufregend an, ohne dass man jenseitig schnell unterwegs wäre. Gewöhnungsbedürftig die recht deutlichen Karosseriebewegungen, denen man mit einer runden Fahrweise begegnen muss – ein Hardcore-Sportwagen ist der MX-5 nicht, war er nie. Das Fahrverhalten ist so pur und ungefiltert, dass man Ecken und Zögern in den Manövern viel stärker wahrnimmt als in anderen Sportwagen. Zudem lässt sich eine suboptimal gefahrene Linie nicht mit Motorleistung bügeln – in dem Zweisitzer übt man sich wieder im sauberen, sportlichen Autofahren ohne Hilfestellung. Mit dem kleinen Motor macht man sicherlich nichts falsch.

Mit dem Größeren allerdings auch nicht. Uns kam vor, dass er so straffer liegt, zudem hat die Hinterachse eine Differenzialsperre. Bei flotter Gangart kann das Heck schnell leicht werden und auf Wanderschaft gehen, alles im kontrollierbaren Bereich. Wer mehr den Sportwagen als das Seifenkistl sucht, ist im Zweiliter richtig. Großen Spaß und eine Leichtfüßigkeit, wie sie heute rar geworden ist, findet man aber in beiden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2015)

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