Ducati Monster: Der furiose Testastretta des Fabio Taglioni

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Ein sensationelles Motorrad: Die Ducati Monster 1200 S bleibt uns höchstwahrscheinlich als Highlight der heurigen Bikesaison in Erinnerung – Rückblende mit einem wohligen Schauder.

Eine Designikone in der dritten Generation: Die Ducati Monster ist das unverblümte Bekenntnis zur Landstraßenhatz. Wie ein Muskel spannt sich der Tank über den ikonenhaften Testastretta-Motor. Der Schwung endet in einem kurzen Pürzel, besser gesagt: Giftstachel. Kein Kotflügel stört die Linie: Der Kennzeichenhalter sitzt auf einem kleine Heckkotflügel, der direkt an der Schwinge befestigt ist.

Die Auspuffanlage, die auffälligste und schönste im ganzen Land, unterstreicht wie eine Kalligrafie das Design und entlässt ein wohlklingendes, tiefes „Brää brab“. Goldene Öhlins-Fahrwerkskomponenten runden das Bild nicht nur farblich ab: Die 48er-USD-Gabel arbeitet feinfühlig, präzise und stabil. Die 330er-Bremsscheiben mit Vierkolben-Bremszangen stammen vom Superbike Panigale ab und machen deutlich, was negative Beschleunigung heißt: Fein dosiert mit einem Finger baut die ca. 200 kg schwere Monster wirklich vehement Tempo ab.

Das alles wurde um einen Motor herum gebaut, der vor 35 Jahren von Ingenieur Fabio Taglioni nur zu einem Zweck so konstruiert wurde: um Rennen zu gewinnen.

Schlank (V2), laufruhig (90 Grad) und drehzahlfest dank Desmodromik. Heute natürlich nicht mehr luftgekühlt mit Königswelle und max. 900 cm3, sondern mit 1198 cm3, 145 PS bei 8750/min (und 124,5 Nm bei 7250/min). Das fährt sich so, wie es sich liest: furios. Ab 2500 Touren zieht der V2 sauber und geschmeidig raus. Ab 6000 kann er frei atmend seine ganze Leistung entfalten. Fantastisch! Auch zu zweit sitzt man erstaunlich komfortabel auf dem Pürzel. Für einen Wochenendausflug gibt es Zubehör. Die Verarbeitung ist wirklich top. Ein Langzeittest würde Stammtischgepoltere über Zuverlässigkeit, Wartungsaufwand und -kosten den Wind aus den Segel nehmen.

Das alles ist großes Orchester mit elektronischen Helfern wie ABS und DTC (Ducati Traction Control), in drei Modi einstellbar auf dem fast immer gut ablesbaren TFT-Display.

Einzig die Wahl der Modi könnte einfacher sein. Erst wählen, dann drücken, bis der Daumennagel weiß ist und mit „Gas off“ bestätigen: Dauert zu lang und lenkt unnötig ab. Auch sind die unterschiedlichen Display-Layouts lästig. Jedesmal Uhr und Tankanzeige suchen, schon ist man abgelenkt. Trotzdem: ein sensationelles Motorrad. (kub)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2015)

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