Hybride kommen neuerdings auch aus München

The charging port on a BMW 330e is shown as the car is displayed at the North American International Auto Show in Detroit
The charging port on a BMW 330e is shown as the car is displayed at the North American International Auto Show in Detroit(c) REUTERS (MARK BLINCH)
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BMW setzt auf Plug-in-Technik: Der 330e bietet viel Dynamik, der 225xe Allradantrieb – beide mit fabulösen Verbrauchswerten.

Ökologisch ist vielleicht nicht das erste Prädikat, das einem bei BMW in den Sinn kommt. Dabei bemühen sich die Bayern seit 2007, ihren sportlichen Drang mit möglichst wirtschaftlicher Energienutzung auszuleben – unter einem marketingtauglichen Begriff: Efficient Dynamics. Wenn Dickschiffe wie X5 mit Hybridtechnik versuchen, sich als Öko zu tarnen, erschlankt das grüne Feigenblatt zwar zum Grashalm, aber immerhin wurden auch zweifelsfrei seriöse Beiträge wie der i3 nachgereicht.

Der Plug-in-Hybrid 330e interpretiert das Thema primär in Richtung Fahrdynamik. Den Benzinmotor aus dem 320i mit 184 PS unterstützt ein zwischen Maschine und Achtgangautomatik sitzender Elektromotor mit 88 PS. Die kombinierte Systemleistung von maximal 252 PS und 420 Newtonmetern katapultiert den 1735 Kilo schweren Dreier in 6,1 Sekunden auf den ersten Hunderter. Auch sonst ist die Schubunterstützung aus den Akkus jederzeit zur Stelle und abrufbar – ein spaßverliebter Gasfuß drückt leider auch den rechnerischen Normverbrauch von etwa zwei Litern auf hundert Kilometer außer Sichtweite. Wer es darauf anlegt, kommt mit vollen Akkus im E-Modus 40 emissionsfreie Kilometer weit. Für alle Puristen hat BMW auch die übliche Fahrmodi-Auswahl zwischen Sport, Comfort und Eco an Bord belassen. Bemerkenswert für den 330e ist, wie nahtlos die beiden Systeme ineinandergreifen und wie selbstverständlich die Stromkraft schon nach kurzer Zeit im Alltagsgebrauch angenommen wird. Dass sich die Zusatzkilos erst in flott genommen Kurven bemerkbar machen, ist unter anderem der mit 49:51 Prozent praktisch ausgewogenen Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse geschuldet – und viel Tüfteleien an Fahrwerk und Aufhängungen. Wobei das Praktische nicht zu kurz kommt: Vom Kofferraum bleiben immerhin 370 Liter Ladevolumen übrig. Um auch die Erbsenzähler zu befrieden, die gern nörgeln, dass Sportfahrwerk und Reifenoptionen die CO2-Werte erhöhen: Mit M-Paket werden aus den rechnerisch 44 Gramm auch nicht mehr als 49 – das Unterschreiten der 50er-Marke in jeder Ausstattung war BMW wichtig. Auch preislich bleibt der 330e im Rahmen: 45.950 Euro sind alles andere als schändlich für die gebotene Performance.

Etwas weniger dynamisch geht es der Hochsitz-Kompakte 225xe an. Ohnehin als BMW auf die Generation Besonnenheit gemünzt, setzt er als Plug-in-Hybrid zusätzlich zur vom Dreizylinderturbo angetriebenen Vorderachse die Stromkraft nur an der Hinterachse ein und kommt damit in den Genuss von Allradtraktion ohne Kardanwelle. Das funktioniert klaglos und verspannungsfrei samt hoher Sicherheitsreserven bei Nässe oder Schneefahrbahn – nur auf eine ähnliche Dynamikanmutung wie beim mechanischen xDrive von BMW wartet man vergeblich. Mit deutlich weniger Verführungsgefahr für das Gaspedal rückt der Realverbrauch der Theorie von etwa zwei Litern beachtlich nahe, entsprechend hochgejubelt kann der 225xe aber auch ganz ordentlich Schub aufbauen – allein, er verführt nicht zwingend dazu. Aus den 136 PS des Benziners und den 88 PS des Elektromotors werden maximal 224 PS und 385 Netwonmeter kombinierte Systemleistung abgerufen. Auf die Empfindungen auf dem Fahrersitz lassen sich diese Zahlen nicht direkt übertragen – es bleibt bei ebenso ausreichendem wie nahtlosem Vortrieb, wie ihn der Dreizylinder so nicht zustande brächte, und dem Plus des elektrifizierten Allradantriebs. 39.650 Euro wirken in der Kompaktklasse nicht unbedingt wie ein Sonderangebot, zumal der 220d mit mechanischem xDrive um 750 Euro günstiger kommt – allerdings ohne Attribute der Sauberkeit. (pab)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2016)

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