Die Angst der Autoindustrie vor Apple & Co.

GERMANY-AUTO-DAIMLER
GERMANY-AUTO-DAIMLER(c) APA/AFP/THOMAS KIENZLE (THOMAS KIENZLE)
  • Drucken

Kommt die Transformation mieten statt kaufen?

Daimler-Chef Dieter Zetsche ließ nach einem Besuch in Kalifornien unlängst wissen, dass Silicon Valley beim Einstieg ins Autogeschäft seinem Eindruck nach „wesentlich weiter fortgeschritten“ ist, als er es erwartet hat. Damit spricht ein wichtiger Proponent der klassischen Autoindustrie die Sorge aus, wonach Newcomer mit viel Kapital an der Hand ein jahrzehntealtes Geschäft gründlich durcheinanderwirbeln könnten.

Daimler-Chrysler-CEO Sergio Marchionne assistierte mit der Einschätzung, dass eine „radikale Neuordnung“ der Autoindustrie ein Prozess „nicht ohne Schmerzen“ wäre – massenweise Jobs und Produktionsstätten kämen in Gefahr, zusätzlich zu allen konjunkturell bedingten Schwankungen der globalen Nachfrage. Tröstlich immerhin, dass Marchionne „persönlich nicht an die große Transformation des Business“ glaubt – demnach würde der Besitz eines Autos an sich bald der Vergangenheit angehören. Eine Entwicklung, die Industrieführer wie Zetsche oder Ford-Boss Mark Fields mit der Beteuerung vorwegnehmen, man wolle sich vom bloßen Hersteller von Autos zum Anbieter von Mobilität wandeln.

Just auf dem Gebiet seien die Hersteller aber schlecht gerüstet, zitiert das Fachblatt „Automotive News“ den Morgan-Stanley-Experten Adam Jonas. Die Größen des Silicon Valley würden das Autogeschäft fundamental anders betrachten – nicht nach Stückzahlen und Verkaufserlösen (derzeit jährlich etwa 80 Mio. Stück zu durchschnittlich 19.000 Dollar), sondern nach Mieterlös pro gefahrenem Kilometer. Aus dem Modell würde sich der sechsfache Umsatz ergeben – ein Geschäft, so Jonas, das die IT-Giganten nicht lang ignorieren werden. Bald stünden die Geschäftsmodelle Mieten und Kaufen in unmittelbarer Konkurrenz zueinander – ob nun mit Apple-Auto oder ohne. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.