Mercedes: Die ewige Schönheit des Coupés

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Die schlichte Eleganz eines Coupés beherrscht Mercedes nirgendwo besser als in der C-Klasse – hier ist man weder neureich noch Opa, sondern schlicht Genießer.

Keineswegs unmerklich, doch ohne große Aufregung, stattdessen mit kühler, strategischer Weitsicht hat Mercedes-Benz in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Transformation bewältigt, wobei der Prozess keineswegs abgeschlossen ist.

Die Marke ist heute eine andere als vor zehn Jahren. Das Baureihen-Portfolio ist dramatisch breiter geworden, die Kundschaft im Schnitt jünger. Beim autonomen Auto will Mercedes Schildführer sein. Man scheut weder, erfolgreiche Wege als Zweiter zu beschreiten, wie im Fall des GLE Coupés als BMW-X6-Epigone, noch eine Nouveau-riche-Attitüde, die sich in Scheinwerfern mit funkelnden Swarovski-Kristallen manifestiert. Es gibt eben viel junges Geld, vor allem in China.

Coupé als sichere Bank

Man muss nicht alles mögen, aber Modelle mit beliebigem, unauffälligem Styling gibt es bei Mercedes derzeit nicht.

Immer schon eine Bank waren die Coupés, was uns zum aktuellen Zweitürer der C-Klasse führt. In der vergangenen Generation war das C-Coupé aus einem Grund, der uns auch nicht ganz klar ist, das bessere Auto als das viel teurere E-Coupé: schöner in der Form und homogener im Fahreindruck.

Das neue Coupé erinnert uns daran, wie schön der CLK aus den späten 1990ern immer noch auf der Straße steht (ein junger Klassiker, obschon nur selten in kunstsinnigen Händen anzutreffen).

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In der sparsam inszenierten, dennoch effektvollen Linie ähneln die beiden einander, nur hat das neue Coupé dazu auch schöne Leuchten vorn wie hinten. Wie überhaupt das Heck die Zuckerseite des Autos ist – bei Mercedes hat man da ein länger schwelendes Problem in den Griff bekommen: Das C-Coupé sieht gerade von hinten besonders hochklassig aus – im Abgang noch einmal ganz groß.

Optisch reibt unser Testexemplar sowieso munter auf, das liegt am optionalen AMG-Paket, das sich allerdings auf dynamisch akzentuiertes Dekor beschränkt – es haust nur ein Vierzylinderdiesel mit 170 PS unter der Motorhaube. Und wir haben kein Sportfahrwerk.

Gott sei Dank. Denn so pflegt das C-Coupé die wirklich bedeutenden Mercedes-Tugenden – nicht dynamischer sein wollen als alle anderen, sondern behaglich gleiten, nobel ausrollen, elegant vorfahren. Dafür braucht es auch keine bombastische Motorisierung. Der 400-Newtonmeter-Schub des Motors reicht bequem für gepflegtes, durchaus auch flottes Fahren. Hauptsache mit Automatik, in diesem Fall mit neun Gängen, die das Antriebsmoment geschmeidig verwalten.

Der Motor ist natürlich trotzdem keine Idealbesetzung. Nicht, weil er bereits angezählt ist, da mit der neuen E-Klasse bereits ein neuer 220D auf der Welt ist, mit zwei Litern Hubraum statt 2,2 Litern und mit besseren Werten in allen Bereichen. Sondern weil ein ratternder Diesel nicht die Wahl sein kann für das feine Format. Wofür glaubt man büßen zu müssen, wenn man sich schon ein Coupé geleistet hat? Nein, hier gehört ein schöner Benziner hin, am besten ein Sechszylinder, den es aber nicht mehr gibt im Programm. Macht nichts, einer der drehmomentstarken, kultivierten Zwei-Liter-Benziner mit um die 200 PS wäre auch sehr konvenierend. Der brachiale AMG-V8 ist vielleicht nicht ganz sittlich und preismäßig meist ohnehin keine Option.

Mercedes baut keine Autos für Opas mehr, aber Opa möchte man gern sein in diesem Auto: sich weise zurückhaltend, im Komfort eines Eins-a-Innenraums schwelgend, von den Kids auch – oder gerade – in den nicht so feinen Ecken der Stadt hoch angesehen.

MERCEDES-BENZ C220D COUPÉ

Maße: L/B/H: 4686/1810/1405 mm, Radstand: 2840 mm, Leergewicht: 1605 kg, Ladevolumen: max. 400 Liter

Motor: R4-Zylinder-Turbodiesel, 2143 cm3

Leistung max.: 125 kW (170 PS) bei 3000–4200/Min., max. 400 Nm bei 1400–2800/Min.

0–100 km/h in 7,8 Sek.

V. max.: 234 km/h

Testverbrauch: 7,4 l/100 km (Normverbrauch: 4,4 l/100 km, CO2: 116 g/km laut Norm)
Hinterradantrieb, Neun-Gang-Automatik

Preis: ab 44.050 Euro (Basislinie) [ Daimler ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2016)

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