VW Tiguan: Wachstumsschub des SUV-Lieblings

Kein bloßes Dickerchen mehr, sondern ein „richtiges SUV“, so VW: Der neue Tiguan ist deutlich größer als sein Vorgänger.
Kein bloßes Dickerchen mehr, sondern ein „richtiges SUV“, so VW: Der neue Tiguan ist deutlich größer als sein Vorgänger.(c) Werk
  • Drucken

Der neue Tiguan ist ein ganz anderes Auto als sein Vorgänger geworden: größer und vielseitiger, vor allem nach oben. Aber trifft er den Geschmack des Publikums ebenso gut?

Was der Golf seit Urzeiten bei den Kompakten, ist der VW Tiguan bei den kompakten SUVs: unangefochtener Marktführer, und das quasi aus dem Stand, jedenfalls in Österreich. Ende 2007 eingeführt, steht er seit 2008 beharrlich dem Segment vor und führt damit den Beweis, dass man auch als spät Gekommener sich nicht zwangsläufig hinten anstellen muss.

Inzwischen hat sich einiges in diesem zur Goldgrube ausgebauten Segment getan. Die Dickerchen vom Schlage eines Audi Q3, Nissan Qashqai, Skoda Yeti oder eben Tiguan bevölkern zunehmend die Straßen – von allen SUV-Formaten von klein bis riesig, die zusammengerechnet im Vorjahr fast jedes vierte in Österreich verkaufte Auto gestellt haben, sind sie das weitaus beliebteste.

Es tummeln sich hier inzwischen aber auch wesentlich mehr Spieler, die am Erfolg der Klasse teilhaben wollen. Umso erstaunlicher, dass der auslaufende Tiguan seine Stellung immer noch robust verteidigt, wie man aus den Zulassungen der ersten beiden Monate des Jahres ablesen kann. VW hat den Geschmack der Zielgruppe – eindeutig die Oldies und nur sekundär die fröhlichen Jungfamilien, mit denen geworben wird – also ziemlich genau getroffen.

Noch kompakt?

Dennoch ist die neue Tiguan-Generation ein anderes Auto geworden, nicht etwa eine bloße Weiterentwicklung des alten. Dass sie auf der vom Konzern so gepriesenen, weil höchst flexiblen MQB-Plattform steht, muss man nicht unbedingt wissen, wohl aber, dass das Auto um ganze sechs Zentimeter länger wurde. Ein fast viereinhalb Meter langes und über zwei Meter breites SUV (2099 mm mit Außenspiegeln, fast sechs Zentimeter mehr in der Breite) dehnt den Begriff des Kompakten schon bis aufs Äußerste.

Vermutlich nicht allen heutigen Tiguan-Fans wird das größenmäßig entgegenkommen, sie werden sozusagen auf das im nächsten Jahr erscheinende kleinere SUV von VW, das als Konzeptauto T-Roc die Runde gemacht hat, verwiesen.

Wem der Tiguan aber zu knapp gesessen ist oder wer gar mit dem Touareg geliebäugelt hat, dem wird der Wachstumsschub gerade recht sein. Der neue Tiguan hat (und das ist eben eine Segnung der MQB-Bauform) mehr Radstand als Außenlänge dazugewonnen, nämlich immerhin 7,7 Zentimeter. Das zusammen mit der neuen Breite ergibt einen ganz anderen, wesentlich geräumigeren Innenraum, wenig überraschend das Erste, was einem auffällt an Bord. Der Kofferraum hat um 50 auf 520 Liter zugelegt; was beim alten maximal 1510 Liter waren, sind mit der optional verschiebbaren Rücksitzbank in vorderster Position nun 1655 Liter.

Ein Blick ins Datenblatt bestätigt, dass das neue Modell nicht schwerer geworden ist, sondern sogar geringfügig leichter – das ist auch zu erwarten, da in der Produktion heute mit leichteren Werkstoffen und effizienteren Konstruktionen als noch vor zehn Jahren gearbeitet werden kann.

Zentrales Merkmal der neuen Generation ist aber wohl ihre Vielseitigkeit, und zwar in alle Richtungen, auch preislich.

Neue Geländefront

Es gibt eine Basisvariante mit Frontantrieb nahe dem Vorgängereinstieg, es reicht aber neuerdings bis in Premiumgefilde mit ernst zu nehmender Offroad-Kompetenz und 2,5 Tonnen Anhängelast. Für häufige Geländeeinsätze empfiehlt sich neben dem Allradantrieb, der elf Zentimeter mehr Bodenfreiheit mit sich bringt, auch die neue Offroad-Front, die einen größeren Böschungswinkel zulässt: 25 Grad. Die mit Allrad einhergehende Active Control, über die man mit einem Schalter auf der Mittelkonsole Fahrmodi für verschiedene Terrains vorwählen kann, würden wir eher unter Offroad-Folklore verbuchen – die elektronischen Systeme wissen schließlich selbst am besten, wie sie walten und schalten sollen. Eine widrige Einstellung des mehr ambitionierten als versierten Menschen am Steuer würden sie im Ernstfall ungerührt übergehen, und das ist wohl auch gut so.

Was ist uns noch aufgefallen? Das schöne neue Instrumentenpanel ganz in digital, wie es schon der Passat hat, jeweils natürlich in höherem Ausstattungsniveau. Alle Diesel, es wird von 115 bis 240 PS reichen, sind mit Ad-Blue-basierter Abgasreinigung ausgestattet, was die Position der insgesamt sechs Benziner verbessern helfen könnte – sie erstrecken sich von 125 und 150 PS (1.4 TSI) bis 220 PS (2.0 TSI) und adeln das große Auto mit Wohlklang und Kultiviertheit.

VW TIGUAN, GENERATION II

Maße: L/B/H: 4486/1839/1632 mm. Radstand: 2681 mm. Leergewicht: 1568–1641 kg. Ladevolumen: 615–1655 Liter. Front- und Allradantrieb.

Motoren/Preise: 1.4 TSI 125 PS ab 26.490 Euro (ab Ende April bestellbar), 2.0 TDI 150 PS ab 32.450 Euro,

2.0 TDI 4Motion 150 PS ab 35.200 Euro, 2.0 TDI 4Motion 150 PS 7-Gang-DSG ab 37.750 Euro (alle Ausstattung Trendline).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.