Dach auf: Ein Sommer wie damals

 Fiat 124 Spider
Fiat 124 Spider(c) Werk
  • Drucken

Als wäre er nie weg gewesen: 31 Jahre nach dem Produktionsende des Ahnen rollt der neue Fiat 124 Spider dem Sommer entgegen – mit japanischen Genen gestärkt.

Auf die Frage, welches Auto nach dem Käfer am öftesten gebaut wurde, kennt kaum jemand die richtige Antwort: Es ist der Fiat 124, der sich dank fast pandemisch über den Globus verteilter und sehr ausdauernder Lizenzfertigung auf Platz zwei der Bestenliste verewigt hat.

Pininfarinas Ikonen

Spanien, die Türkei, Bulgarien, Korea, Indien, sogar Deutschland stanzten Millionen und Abermillionen des unverwüstlichen Italieners. In Russland hielt das Auto des Jahres 1967 als Lada gar bis ins Produktionsjahr 2012 durch. Natürlich waren das die braven, eckigen Limousinen. Deren feschesten Ableger zeichnete schon 1966 Pininfarina, der damit gleich zwei Ikonen in einem Jahr schuf: Alfa Romeo Spider und Fiat 124 Spider, für immer schöne Interpretationen des offenen Vergnügens.

Damals war Fiat noch die reinste Cabrio-Marke. Mit 850, 124 und Dino Spider gab es für jede Brieftasche passenden Oben-ohne-Spaß im Programm. Dann schlief die Sache irgendwie ein. Ritmo und Punto Cabrio blieben Fußnoten, die Barchetta war ein heiß geliebter Lichtblick, verschied aber vor elf Jahren ohne Erben. Auch die Entstehungslegende des neuen 124 streift an Alfa Romeo an.

Keine Standesdünkel

Das ursprünglich einem neuen Alfa Spider gewidmete Koprojekt mit Mazdas MX-5 wurde von Fiat-Boss Sergio Marchionne in gewohnt sprunghafter Tradition kurzfristig zu Fiat umgeleitet. An der Begründung, eine Mazda-Verwandtschaft passe nicht zum künftigen Premium-Image von Alfa, kiefeln die Japaner bis heute.

Fiat kennt da keine Standesdünkel – das Auto war schon immer die Marke, mit der man zum Kegelabend ebenso gut wie zum Opernball anreisen konnte. So rollt der neue Spider also in Hiroshima vom Band, Chassis, Hinterachse und Getriebe sind made in Japan, Blechhaut, Motor, Lenkung und Fahrwerksabstimmung steuert Fiat bei. Äußerlich lässt der neue keinen Zweifel an seiner Ahnentreue: Von der Front, über die Seitenlinie mit dem charakteristischen Hüftschwung bis zum Schwalbenschwanz-Heck hat Pininfarinas Originaldesign astrein Pate gestanden, jetzt alles passend für das dritte Jahrtausend interpretiert.

Drinnen hat wohl die Rotstiftabteilung Eigenständigkeit untersagt, da gleichen sich MX-5 und Spider bis auf die Markenlogos am Pralltopf wie ein Ei dem anderen.

Der 1,4-Liter-Turbo-Benziner ist ein guter Bekannter aus dem Fiat-Regal, hier gibt er 140 PS und 240 Newtonmeter ab, die mit nur rund einer Tonne Fahrzeuggewicht wenig Mühe haben. Drehfreudig und kernig im Klang verteilt der Motor seine Kraft demokratisch über das ganze Drehzahlband, hängt gierig am Gas und kommt auch willig aus dem Drehzahlkeller nach oben.

Würze mit Abarth

Getriebeabstimmung und Ganganschlüsse passen, die knappen Schaltwege sowieso. Mit dem rechten Pedal lässt sich das Kräftespiel an der Hinterachse in den Kurven beliebig steuern, mit abgeschaltenem ESC sogar das ganze Auto.

Präzise Lenkung und straffes Fahrwerk liefern, was es sonst noch zum einfachen, sportlichen Spaß braucht. Wer mehr davon will, wird mit dem auf 170 PS nachgewürzten Abarth Spider bedient, serienmäßig pubertär dank vierrohriger Aufpuffanlage, die Record Monza heißt und auch so klingt. Nur im oberen Drehzahlbereich wirkt der Abarth trotz Power-Plus etwas zugeschnürt, mit Sportmodus und ausgeschaltetem ESC ist die artgerechteste Konfiguration aber gefunden – mehr Fahrspaß gibt es anderswo auch nur für sehr viel mehr Geld.

FIAT/ABARTH 124 SPIDER

Maße. L/B/H: 4054/1740/1233 mm. Radstand: 2310 mm. Gewicht: 1125 kg. Heckantrieb, Sechsganggetriebe manuell.

Motor. Reihen-Vierzylinder-Otto, Turbo, 1368 cm3.

Leistung: 140/170 PS bei 5000/5500 U/min (Fiat 124/Abarth 124).

0-100 km/h: 7,5 sec/6,8 Sekunden.

Vmax: 215 km/h resp. 232 km/h.

Verbrauch: 6,4 l/100 laut Norm.

CO2: 148 g/km laut Norm.

Preis: ab 27.490/ab 42.000 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.