Die geflügelte Luxuskarosse

Aston Martin
Aston Martin(c) Aston Martin
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Wenn Marketingmeister Red Bull und der britische James-Bond-Ausstatter Aston Martin Sportwagen bauen, dann nur im Superlativ.

Wien. Red Bull ist längst nicht mehr bloß der Energydrink aus der Dose, der Flügel verleiht. Dietrich Mateschitz' Salzburger Weltimperium mit einem Jahresumsatz von 5,9 Milliarden Euro und 11.000 Mitarbeitern in 169 Ländern hält sich ein Fußballteam, eine Eishockeymannschaft, zwei Rennställe, eine Rennstrecke und ein Medienhaus. Extremsportler springen – angetan mit dem geflügelten Firmenlogo – werbewirksam von Klippen, Bergen oder aus der Stratosphäre.

Kürzlich kaufte der zweitreichste Mann Österreichs – Mateschitz' Vermögen wird laut „Trend“ auf 8,25 Milliarden Euro geschätzt – der Republik kurzerhand ein Stück niederösterreichisches Bergland ab. Ebenfalls kürzlich hätte er beinahe seinen Privatsender Servus TV abgedreht, nachdem dort Rufe nach einem Betriebsrat laut geworden waren.

Werbewunder Red Bull

Mateschitz lenkt und schaltet zu Himmel wie auf Erden. Sein Marketingapparat verteilt unterdessen enorme Summen an Sponsoringgeldern – kolportiert ein Drittel des Jahresumsatzes – und steigert so stetig den internationalen Werbewert des geflügelten Drinks im Herzen des PR-Trubels. Der neueste Streich des Weltkonzerns mit der Zentrale im beschaulichen Fuschl am See reiht sich nahtlos in die Parade der Superlative ein: Diesen Frühling verkündete der hauseigene Rennstall, Red Bull Racing, eine Kooperation mit dem britischen Traditionssportwagenhersteller Aston Martin. Dieser ist besser bekannt als Ausstatter von Agent James Bond.

Nichts Geringeres als der teuerste Supersportwagen der Welt ist die Frucht dieser Zusammenarbeit. Er soll frühestens in ein, zwei Jahren von den britischen Werkbändern rollen. Kolportierter Kostenpunkt pro Auto: zwei bis drei Millionen Pfund laut einem Aston-Unternehmenssprecher. Die Auflage ist entsprechend limitiert – 99 bis 150 der Gefährte mit Hybridtechnologie sollen die Begierde der Superreichen wecken. Die dabei verwendete Formel-1-Technologie soll es aber auch möglich machen, dass 25 Wagen der Serie auf der Rennstrecke mithalten können.

Dass man ausreichend Käufer in Zivil anzieht, scheint schon jetzt gewiss: Obwohl jetzt der Prototyp des Batmobil-ähnlichen Sportwagens enthüllt wurde, bisher wenige technische Details nach außen sickerten und die Anzahlung einem durchschnittlichen Jahresgehalt entspricht, sind die Wartelisten voll. Mit dem unter dem vorläufigen Kürzel AM-RB 001 firmierenden Hyperauto – so der Kennername für den exklusiven Superlativ unter den Sportwagen – will man selbst die neuesten Luxusmodelle von Konkurrenten wie Bugatti oder Ferrari preislich in den Schatten stellen und neben den russischen und arabischen Kunden auch den neuen chinesischen Geldadel überzeugen.

Kindheitsträume

Die Kooperation ist für alle Beteiligten ein guter Deal. Einerseits ist der Formel-1-Guru und derzeitige Technische Direktor von Red Bull Racing, Adrian Newey, zufriedengestellt. Der habe seit frühester Kindheit davon geträumt, neben Rennwagen auch straßentaugliche Sportwagen mitzuentwickeln, berichtet er in Interviews. Daneben bietet sich für Aston Martin die Chance auf den Wiedereinstieg in die Formel-1-Arena, der die britische Traditionsfirma seit 1960 fernblieb. Denn Teil des Vertrags zwischen den Marken ist es, dass das Wappen der Engländer eine Saison lang die RB12-Rennautos des österreichischen Formel-1-Teams zieren wird.

Und Red Bull? Der Rennstall soll seit Längerem nach einem neuen Motorenpartner suchen, er könnte die Kooperation mit Aston Martin dahingehend vertiefen wollen. Und der Markenwert der Dose aus Fuschl steigt weiter. (ag./loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2016)

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