Damit jeder ein Defender-Profi wird

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Auf der Straße gibt es schon lang Assistenzsysteme, die automatisch Spur oder Abstand halten. Jetzt sollen Computer auch abseits der Straße helfen.

Gaydon. Offroad ist es wie onroad: Der gute Fahrer ist der vorausschauende. Man muss wissen, was vor einem liegt, um nicht mit dem Auto im Gelände hängen zu bleiben. Ist es nasser Schlamm, loser Schotter, spitzer Fels? Fährt man an dieser Stelle besser weiter links oder eher rechts?

Land Rover will dem Fahrer künftig dabei helfen, Situationen im Gelände richtig einzuschätzen, und arbeitet dafür in seinem Entwicklungszentrum in Gaydon nördlich von London an speziellen Offroad-Assistenten. Es ist für einen Geländewagenhersteller der logische nächste Schritt nach den bekannten Fahrassistenten, die schon jetzt selbstständig beispielsweise auf der Autobahn den Abstand zum Vordermann und die Spur halten können.

Wobei es bei Land Rover eher darum geht, den Ruf als einer der besten und innovativsten Geländewagenhersteller der Welt zu verteidigen. In der Praxis gibt es zweifellos nur wenige, die mit ihrem edlen und sehr teuren Range Rover oder ihrem flotten Range Rover Sport über Stock und Stein und durch Wasser und Schlamm fahren werden. Aber hier gilt eben die Maxime von SUV- und Sportwagenkäufern: Wichtig ist, dass man könnte, wenn man wollte.

Ein Feature, das vielleicht in Serie geht, nennt sich Terrain-Based Speed Adaption (TBSA). Dabei erkennt ein Computer den Zustand der Straße auf die nächsten 30 Meter. Ist es Schotter, gibt es Schlaglöcher, gibt es Unebenheiten, Bodenwellen? Entsprechend wird das Fahrzeug angepasst. Die besten Ergebnisse liefert TBSA in Kombination mit einem anderen Assistenten, der All-Terrain Progress Control (ATPC). Bei ATPC wählt der Fahrer, wie bei einem Tempomaten, eine bestimmte Geschwindigkeit, die das Fahrzeug im Gelände hält. Man kann sich also ganz auf das Lenken konzentrieren. TBSA erkennt nun, ob diese Geschwindigkeit der Beschaffenheit der Straße angemessen ist – wenn nicht, wird das Auto automatisch gebremst und bei besserem Zustand wieder beschleunigt.

Im Prototyp-Stadium ist die Surface-ID. Eine Kamera erkennt anhand von Lichtspiegelungen und Schatten, um welche Oberfläche es sich bei der Straße handelt: Fährt man über Schotter, über Gras, Stein oder Asphalt? Der Range Rover wird automatisch auf die Gegebenheiten eingestellt.

Kamera erkennt Engstelle

Interessant für unsichere Geländefahrer ist eine Funkverbindung zwischen Fahrzeugen, die sich Connected Convoy nennt. Das Leitfahrzeug überträgt dabei all seine Offroad-Einstellungen an nachfolgende Fahrzeuge. Bei schwierigem Gelände gibt es sogar eine Warnung. Als Letzter im Konvoi profitiert man also von all den Fehlern der Vorausfahrenden. Nett ist, dass ein Fahrer Wegpunkte setzen kann, die nachfolgenden Fahrzeugen auf dem Display etwa einen Aussichtspunkt empfehlen.

Auch hilfreich: Bei engen Stellen erkennt eine Kamera, ob das Auto in Höhe und Breite durchpasst. Bremsen muss man allerdings selbst. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2016)

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