Vierzylinder-Gewitter über Spielberg

Der Spanier Marc Márquez (Repsol Honda Team) ließ sich in Graz sehen und hören.
Der Spanier Marc Márquez (Repsol Honda Team) ließ sich in Graz sehen und hören.(c) APA/ERWIN SCHERIAU
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Am Sonntag gastiert die Moto-GP in Österreich. Das Motorradfahren am Ring ist aber nicht nur etwas für Ausnahmekönner.

Spielberg. Spitzengeschwindigkeiten von über 350 km/h, Prototypen mit Vierzylinder-Aggregaten, die sagenhafte bis zu 270 PS auf das Hinterrad bringen, maximale Schräglagenwinkel von 64 Grad: Die Moto-GP ist die spektakulärste Rennserie auf zwei Rädern. Adrenalin, Nervenkitzel und ungezählte Überholmanöver zählen zu den Ingredienzen eines gediegenen Rennwochenendes in der Moto-GP.

Umso erfreulicher, dass das Team rund um Dietrich Mateschitz alles in Bewegung gesetzt hat, um die Moto-GP wieder nach Österreich zu holen. Wesentliche sicherheitstechnische Maßnahmen in Sachen Auslaufzonen und Kiesbett wurden auf dem Red-Bull-Ring in der Steiermark umgesetzt, inklusive Asphaltwechsels, um die Homologation von der FIM zu erhalten.

Oropax griffbereit

Nun steht in Österreich das erste Moto-GP-Rennen seit 19 Jahren vor der Tür. Valentino Rossi und Co. werden in Spielberg ein Gewitter der Vierzylinder-Aggregate niedergehen lassen – Oropax griffbereit halten!

Im Rahmen des Moto-GP Experience Day von Servus TV und BMW hatten wir Gelegenheit, die internationalen Stars beim Testen zu beobachten und selbst ein paar Runden auf dem Red-Bull-Ring in den Asphalt zu brennen. Ohrenbetäubend der Lärm, den die Bikes ungefiltert in das steirische Land entsenden; enorme Kräfte werden freigesetzt: Beim Vorbeizischen auf der Zielgeraden bebt die Erde. Erfahrungsberichte verblassen gegenüber dem Live-Erlebnis. Die wahre Intensität der Moto-GP ist nur vor Ort zu erfassen.

Zweirad-Artisten

Mit ihren Prototypen, die mit einer Maschine von der Stange nichts mehr gemein haben (Kostenpunkt weit über eine Million Euro), schweißen die Profis Rundenzeiten in den Asphalt, die einem Normalsterblichen nicht einmal bei einem Selbstmordversuch gelingen würden. Dies liegt zum einen an der enormen technologischen Entwicklung bei Fahrwerk, Reifen und Elektronik sowie zum anderen an dem nahezu übermenschlichen Können der schnellsten Motorradartisten der Welt.

Das Gefühl für die Symbiose von Maschine und Asphalt, die superheldenhafte Reaktionsfähigkeit sowie die Liebe zum Geschwindigkeitsrausch sind den Fahrern in die Wiege gelegt.

Auf dem Red-Bull-Ring haben die Stars jede Gelegenheit dazu, ihr Können unter Beweis zu stellen. Sechs Rechtskurven und, seit der Homologation nun, drei Linkskurven sowie drei Geraden laden zum kompromisslosen Ballern ein.

Laut den Fahrern ist das Spezielle am Red-Bull-Ring sein Höhenunterschied. Keine Strecke im Rennkalender weist dermaßen viel Höhenunterschied auf wie die österreichische Achterbahnfahrt in Spielberg.

Hartes Beschleunigen und hartes Bremsen sind auf dem Red-Bull-Ring der Schlüssel zum Erfolg. Ein Grund, warum die Ducatis bei den Tests so stark abschnitten. Die beste Rundenzeit von Iannone lag knapp unter 1:25.
Mit solch verwegenen Rundenzeiten möchte sich unsereiner gar nicht vergleichen – Minimum eine halbe Minute langsamer . . .

Trotzdem ist Ringfahren ein Erlebnis bzw. Hobby, das wir jedem ans Herz legen. Eine neue Dimension des Bikens eröffnet sich, wenn Geschwindigkeitsbegrenzungen und Gegenverkehr der Vergangenheit angehören, der Asphalt griffig ist und das Bike mit maximaler Schräglage in die Kurve geworfen wird.

Mit kompetenten Instruktoren und dem entsprechenden Maß an Können und Mut ist auch das Knieschleifen relativ schnell erlernt. Der praktische Nutzen: Durch das Fahren auf der Rennstrecke verbessern sich die Fähigkeiten im Straßenverkehr. In diesem Sinn fiebern wir der atemberaubenden Moto-GP in Spielberg (14. 8.) und natürlich unserem nächsten Einsatz auf der Rennstrecke entgegen. (grund)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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