Toyota Hilux: Ein Auto, das in den Wald gehört

Toyota hat den Hilux gefälliger gemacht, trotzdem fühlt er sich abseits der Straße noch immer am wohlsten.
Toyota hat den Hilux gefälliger gemacht, trotzdem fühlt er sich abseits der Straße noch immer am wohlsten.(c) DJI
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Toyota hat den Hilux völlig neu gebaut, um ihn in der achten Generation für die Generation Smartphone attraktiver zu machen. Bei den Offroad-Eigenschaften ist man aber keine Kompromisse eingegangen.

Er irritiert sofort nach dem Einsteigen. Gerade in einem Toyota Hilux. Mitten im Armaturenbrett prangt ein sieben Zoll großer Touchscreen. Und was für einer! Selbst wenn man die Lautstärke des Radios ändern will, muss man auf dem Bildschirm herumdrücken. Knopf zum Drehen gibt es keinen mehr.

Es ist ein radikaler Schritt, mit dem die jüngste, mittlerweile achte Generation des Hilux in das Zeitalter des Lifestyle-Fahrzeugs drängt. Lang hat Toyota mit diesem Schritt gewartet. Von 2004 bis 2016 blieb der Hilux – abgesehen von Facelifts – weitgehend unverändert, während neue Hersteller auf den Markt drängten (VW ab 2010 mit dem Amarok) oder ihre Angebote an die Wünsche des jünger gewordenen Publikums anpassten.

Junge als neue Käufer

Zwar gab und gibt es weiterhin die Förster, Jäger und Landwirte, die in erster Linie ein zuverlässiges Arbeitsgerät ohne viel Schnickschnack wollen. Aber die steigenden Verkaufszahlen im Pick-up-Segment kommen von den Jungen, die nach einem Auto verlangen, mit dem sie problemlos ihr Mountainbike in die Berge transportieren können, das Platz für das Wildwasserkanu bietet oder in dem man – in Ermangelung entsprechend attraktiver Hobbys – die Erde für die Balkontomaten transportieren und sich dabei wie ein Großbauer fühlen kann. Die vielen Pick-ups, die in Wiens Innenstadtbezirken zwei Parkplätze verstellen, sind der Beweis dafür.

(c) DJI

Mit dem neuen Hilux, der seit wenigen Wochen bei den Händlern in Österreich steht, versucht Toyota den Spagat zwischen Lifestyle und Arbeitsgerät. Man bietet also einen luxuriöseren Innenraum samt Touchscreen und USB-Anschlüssen, Stopp-Start-System, außen ein gefälligeres Design, neue Sicherheitsfeatures (unter anderem ein Kollisionswarnsystem und eine autonome Notbremsfunktion mit einer radargestützten Fußgängererkennung) und eine Sechsgangautomatik. Auf den Hintersitzen findet man sogar Haltegurte zur Anbringung von Isofix-Kindersitzen. All das freut die Generation Smartphone.

Gleichzeitig haben die Techniker aber für das Gelände noch eins draufgelegt, und das freut die Generation Nokia, die ein Handy nach seiner Robustheit und nicht nach seinen Funktionen aussucht. Der Hilux hat einen neuen Leiterrahmen bekommen, einen verstärkten Aufbau, längere Blattfedern, ein weiterentwickeltes Allradsystem und eine erhöhte Anhängelast (3,2 Tonnen). Man hat zusätzlich verschweißt und versteift, die Ladefläche verbreitert, geblieben sind Differenzialsperre und Geländeuntersetzung.

Motorisch bietet man derzeit nur einen 2,4-Liter-Diesel mit 150 PS, der aber durchaus zugkräftig ist (vorausgesetzt, man aktiviert den Power-Mode). Den Verbrauch drückte der kleinere Motor im Vergleich zum alten 3,0-Liter-Diesel in unserem Test auf 9,2 Liter (mit viel Stadtverkehr).
Wirklich wohl fühlen sich Auto und Fahrer aber nicht in der Stadt, sondern im Wald. Da zeigt der Hilux, was er kann und was er aushält: als Holztransporter, beim Schleppen kleinerer Baumstämme oder auch einfach nur beim Transport des Werkzeugs hinten auf der 2,4 Quadratmeter großen Ladefläche (Doppelkabine).

Der Hilux kostet netto ab 25.741 Euro, unser Testauto mit Invincible-Paket (unter anderem Flankenschutzrohre und Laderaumrollo) kommt brutto auf 49.176 Euro.

Info

Maße. L/B/H: 5330/1855/1810 mm.

Radstand: 3085 mm.

Leergewicht: 2050-2110 kg.

Motor. Reihen-Vierzylinder-Dieselmotor 2393 ccm;

Max.Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3400 U/min.

Max. Drehmoment: 400 Nm von 1600 bis 2000 U/min

Vmax: 170 km/h. 0–100 km/h in 13,2 sec.

Verbrauch nach NEFZ: 7,0/100 km

Testverbrauch: 9,1 l/100 km.

CO2: 195 g/km.

Antrieb: Heckantrieb mit zuschaltbarem Allrad.

Wendekreis: 12,8 Meter.

Bodenfreiheit: 289 mm (zwischen den Achsen) 228 mm (Hinterachse).

Pritsche (Doppelkabine): L/B 1555/1540 mm

Preis ab 30.890 Euro brutto.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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